Alaska - Ende des Alaska Highways
Die ersten Meter in Alaska waren davon bestimmt, das Navigationssystem von dem uns geläufigen metrischen, auf das Imperiale Maßsystem umzustellen. Statt in Kilometern mussten wir nun in Meilen und Fuss rechnen und auch die Höhenangaben für Unterführungen, Brücken und Tunnel wollten angepasst werden. Anfangs hatten wir damit noch ein paar Schwierigkeiten, aber inzwischen haben wir uns daran gewöhnt. Die Asphaltstraße, die an dem kleinen Grenzposten begann, wich schon nach wenigen Meilen erneut einer Schotterpiste. Diese war in einem etwas schlechterem Zustand, als die Strecke auf kanadischer Seite, dafür aber nicht weniger spektakulär. An einer Freifläche, etwas abseits der Piste richteten wir unser Nachtlager ein, mit einem wunderschönen Blick über die umliegenden Hügel.
Der nächste Tag führte uns über besagte Piste - auch Taylor Highway genannt - immer weiter hinein in die wilde Landschaft Ostalaskas, bis wir schließlich das Örtchen Chicken erreichten. "Chicken" wurde 1902 gegründet uns hieß ursprünglich Ptarmigan, nach dem Wappentier des Staates Alaska, welches in dieser Region sehr häufig vor kommt und eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Huhn aufweist. Weil aber Uneinigkeit darüber bestand, wie der Name nun richtig ausgesprochen wird, benannten die Bewohner das Dorf einfach in Chicken um. Chicken bietet, außer einer Tankstelle, einem Souvenierladen, einem RV-Park und ein paar wenigen Hütten nicht wirklich viel. Der Name wird über ein überdimensionales Plastikhuhn vermarktet und bietet hauptsächlich zahlreichen Minern eine saisonale Heimat. Wir ließen den Ort schnell hinter uns und fuhren, nun wieder auf sehr holprigem Asphalt, weiter Richtung Westen.
Etwa 100 Meilen und mehrere Stunden später, erreichten wir mit Tok, eine der ersten größeren Siedlungen. Hier trafen wir auch wieder auf den Alaska Highway, dem wir jetzt bis zu seinem offiziellen Ende, in Delta Junction folgen wollten. Zuvor wollten in Tok aber noch ein paar Vorräte aufgefüllt werden, da wir das Meiste aufgrund des Grenzübertritts zuvor aufgebraucht hatten. (Im Nachhinein hätten wir uns den Aufwand sparen können, denn interessiert hat sich Niemand dafür, was in unserem Kühlschrank so alles drin ist. Sicher sein kann man sich da aber nie). Nach dem Zwischenstop in Tok machten wir uns nun wieder auf die Suche nach einem Nachtplatz und wurden am Ufer eines Flusses mit grandiosem Blick auf die schneebedeckten Berge am Horizont fündig. Hier verbrachten wir wieder eine äußerst ruhige Nacht. Der Lärm des nahen Highways ebbte in der Nacht fast vollständig ab und das Rauschen des Flusses übertönte die meisten sonstigen Geräusche. Auch hier wurde es kaum wirklich dunkel, aber daran hatten wir uns inzwischen schon fast gewöhnt.
Auf den letzten Meilen des Alaska Highway kam schon fast so etwas wie Sentimentalität auf. Fast 2300 km (1400 Meilen) sind wir auf dieser legendären Fernstraße unterwegs gewesen. Ein unvergesslicher Roadtrip!
Wobei... wenn man es genau nimmt, sind wir ja ab Whitehorse von der klassischen Alcan-Route abgewichen und Richtung Dawson City abgebogen. So gesehen, sind wir nicht der ganzen Route gefolgt, sondern haben ein Teilstück ausgelassen. Diesem Teil, von Tok nach Whitehorse, wollen wir dann auf dem Rückweg von Alaska folgen. Trotzdem ist es schon eine kleine Besonderheit, diese Strecke mit dem eigenen Fahrzeug zu meistern.
Delta Junction bietet kaum mehr, als ein Erinnerungsfoto am letzten Mile Post des Alaska Highway. Tanken mussten wir nicht und auch sonst benötigten wir keinerlei Ver- oder Entsorgungsmöglichkeiten.
Fairbanks, Denali National Park und Anchorage
Von Deltan Junction folgten wir dem Richardson Highway in Richtung Fairbanks. Auf diesem Weg kommt man gezwungenermaßen an North Pole vorbei... Und wenn wir schon mal da sind, statten wir dem Weihnachtsmann auch mal einen Besuch ab. North Pole wurde gegründet, um Spielzeughersteller in der relativ strukturschwachen Region anzusiedeln. Damals ging man davon aus, dass "made in North Pole" verkaufsfördernd für Spielsachen sei. Hat aber nicht wirklich funktioniert und so hat man sich zunehmend auf den Tourismus konzentriert. Und was soll ich sagen: Das zog mal richtig. Die Stadt beherbergt das größte Weihnachtsdekogeschäft der Welt, vor dem im Minutentakt Busladungen an Touristen ausgespuckt werden, um sich mit dem letzten Schrei der Weihnachtsdekoindustrie einzudecken, 364 Tage im Jahr Weihnachten. Weihnachtslieder in Dauerschleife und natürlich darf Santa Claus nicht fehlen, der vor dem Kamin sitzt, kleine Kinder nach ihren Wünschen fragt und ermahnt schön artig zu sein. Für manche mag das das Paradies auf Erden sein... Nicht für uns. Nach nicht mal 30 Minuten hatten wir alle zuviel und haben uns nach dem obligatorischen Foto mit dem North Pole Schriftzug schleunigst wieder auf den Weg Richtung Fairbanks gemacht.
In Fairbanks stockten wir unsere Lebensmittelvorräte bei Wallmart wieder auf. Insbesondere Obst und Gemüse ist außerhalb der beiden großen Städte Fairbanks und Anchorage nur schwer, eingeschränkt oder zu horrenden Preisen zu bekommen. Auch unsere Dori wurde mit frischem Treibstoff versorgt, zu 3,70$ je Gallone. Umgerechnet haben wir also für knapp unter 1$ pro Liter getankt und alle Tanks rand voll gefült. Fairbanks ist eine typisch amerikanische Stadt ( wie man sich die halt so vorstellt). Fastfoodbuden reihen sich an Dienstleistungsfirmen, dazwischen stehen Werkstätten und Einzelhandelsläden. Die großen Ketten befinden sich weit außerhalb und ohne fahrbaren Untersatz ist man aufgeschmissen. Dafür sind die Parks meist sehr gepflegt, die Spielplätze in erstklassigem Zustand und häufig äußerst üppig ausgestattet. Im Visitor Center informierten wir uns über die lokalen Gegebenheiten und besuchten eine wirklich informativ gestaltete Ausstellung über die in der Region einheimischen Native American, deren Leben in der Vergangenheit und der Gegenwart, sowie die regionale Flora und Fauna. Danach spazierten wir noch ein bisschen durch den, das Visitor Center umgebenden Park, besuchten die Innenstadt und gönnten uns selbst noch eine üppige Portion Crèpes. Danach war es auch schon wieder an der Zeit, uns einen Platz für die Nacht zu suchen. Etwas außerhalb von Fairbanks, nord-westlich der Universität von Alaska wurden wir schließlich an einem kleinen See fündig. Zusammen mit zwei anderen Travelern standen wir auf einem kleinen Schotterparkplatz neben einer nur wenig befahrenen Straße und genossen auch hier wieder eine äußerst ruhige Nacht.
Tags darauf ging es für uns weiter in den Denali Nationalpark. Hier verbrachten wir 3 Tage zum Wanderen und die Natur genießen. Der Park selbst kann nur zu einem kleinen Teil mit dem eigenen Fahrzeug befahren werden. Der größte Teil des Parkes ist nur zu Fuß, oder über eine geführte Bustour zugänglich. Die Wanderungen haben es allerdings teilweise in sich und das Wetter kann unvorhergesehen wechseln. Wir genossen die drei Tage in den Bergen, auch bei starkem Wind, der uns eine größere Tour abbrechen ließ.
Eine Bustour haben wir Jakob zuliebe nicht unternomen. Eine 6 stündige Fahrt wollten wir ihm (und uns) nicht zumuten. Auch der Mt. McKinley hat sich uns leider nicht gezeigt.
Kenai
Unsere nächste Station sollte Seward auf der Kenai Halbinsel sein. Der Weg dorthin führte uns über Talkeenta und Eagle River nach Anchorage. Von hier aus fuhren wir entlang des Turnagain Arms nach Portage, dem Zugang zur Kenai Halbinsel. Der Turnagain Arm ist eine langgestreckte Bucht vor Anchorage, in die mehrere Flüsse aus den umliegenden Gletschern münden. Hier gibt es eine der weltweit wenigen gebietstreuen Belugawal-Populationen. Das besondere an dieser Population im speziellen ist die Tatsache, dass sich diese über die Zeit unabhängig von anderen auch in Alaska heimischen Populationen entwickelt hat. Es hat keinerlei Vermischung mit anderen Populationen gegeben. Leider haben sich die weißen Wale uns nicht gezeigt und wir haben uns bei Nieselregen und grauem Himmel weiter in Richtung Seward aufgemacht. Am Ende des Turnagain Arms fanden wir einen schönen Übernachtungsplatz an einem kleinen See. Der wieder einsetzende Regen hat zwar die Aussicht etwas getrübt, uns aber dafür mit seinem monotonen Prasseln sanft in den Schlaf "getrommelt" Der folgende Tag führte uns an Fjorden entlang und an Gletschern vorbei, bis wir den Exit Gletscher erreichten, der vom Harding Icefield gespeist wird. Hier verbrachten wir die Nacht neben dem Flussbett, der die eisigen Fluten aus dem Gletscher führt. Tags darauf unternahmen wir eine Wanderung entlang der Gletschermoränen, bis zum Top of the Cliffs Aussichtspunkt, der eine imposante Sicht auf die unterhalb vorbeifließende Gletscherzunge gewährt.
In Seward selbst buchten wir uns für zwei Nächte auf einem der örtlichen Campgrounds, direkt am Hafen ein. Diese Campgrounds sind kaum mehr als geschotterte Freiflächen, welche nach einer Flutkatastrophe nicht wieder bebaut werden durften. So hat man in diesen Freiflächen wenigstens noch einen Zusatznutzen und eine weitere Einnahmequelle erschlossen. Auch wenn diese Plätze nicht wirklich schön sind, bieten sie für uns doch eine Möglichkeit in der Stadt am Pier zu stehen und uns auf die anstehende Bootstour durch den Kenai Fjords Nationalpark vorzubereiten.
Der Blogeintrag für die Tour folgt bald.
Die Nacht nach unserer Bootstour blieben wir noch auf unserem Platz in Seward stehen, um am nächsten Morgen wieder in Richtung Anchorage aufzubrechen. Von hier aus machten wir uns auf den Weg nach Valdez, um uns nochmal mit Manni und Moni von trackpoints 4x4 zu treffen. Hier wollten wir auch den US-amerikanischen Nationalfeiertag am 4. Juli verbringen. Auf dem Weg dorthin übernachteten wir auf dem Gelände eines ehemaligen Campgrounds umgeben von Bäumen und in einigem Abstand zur Straße. Zufällig standen auch Manni und Moni mit ihrem Bruno auf dem gleichen Platz, sodass das Wiedersehen umso schöner, weil ungeplant, ausfiel. Die Feierlichkeiten zum 4. Juli gingen für uns eher nebensächlich über die Bühne. Nachmittags wollten wir den Festplatz besuchen, da wurde bereits alles wieder abgebaut. Einige vereinzelte Feuerwerksraketen erinnerten noch ein bisschen an den Indipendence Day, ansonsten ging dieser Tag eher unspäktakulär vorbei. Valdez steuerten wir hauptsächlich aufgrund der spektalulären Anfahrt durch die Fjordlandschaft, vorbei an Gletschern, unzähligen Wasserfällen und durch enge Schluchten an. Die Hinfahrt war leider etwas verregnet, die Rückfahrt wurde aber dafür von Sonnenschein und strahlend blauem Himmel begleitet.
Auf der Passhöhe, kurz hinter Valdez, unternahmen wir eine kleine, aber anstrengende Wanderung und fanden auch gleichzeitig unseren Schlafplatz für die Nacht mit Sicht auf mehrere umgebende Glescherzungen und Eisfelder. Wirklich eine imposante Kulisse.
Von hier aus ging es für uns Richtung Nord-Osten, um in Tok wieder auf den Alaska-Highway zu treffen. Diesem wollten wir dann bis Whitehorse folgen. Damit hätten wir den Alcan-Highway komplett befahren, wenn auch in unterschiedlichen Richtungen. Zuvor verbrachten wir noch eine letzte Nacht kurz hinter Tok auf einer Anhöhe, außer Sichtweite der Straße. Der Weg dorthin war steil und ausgewaschen, aber Dori hat die Strecke ohne Probleme gemeistert. Der nächste Tag brachte uns bei Beaver Creek über die Grenze wieder zurück in das Yukon Territory. Damit sollte unsere Alaskarundreise zunächst erst einmal zu Ende sein. Weiter südlich werden wir wieder mehrfach die Grenze zwischen Kanada und Alaska überqueren um Haines, Skagway und Hayder zu besuchen. Alle diese Orte sind ausschließlich mit dem kanadischen Straßennetz verbunden. Ein Landweg zum restlichen Teil Alaskas existiert nicht. Der Alaska Marine Highway verbindet diese abgeschiedenen Orte per Fährverbindung mit dem restlichen Alaska und den "lower 48". Übrigens, Juneau, die Hauptstadt Alaskas, ist überhaupt nicht an das Straßennetz angeschlossen und ausschließlich per Schiff oder Flugzeug zu erreichen.