Dinosurier Provincial Park
Nach den fast endlos anmutenden Fahrstrecken in Saskatchewan, freuten wir uns darauf, nun wieder ein paar Tage "sesshaft" zu werden und unser Camp im Dinosurier Provinial Park in Alberta aufzuschlagen. Endlich konnten wir auch mal unsere Hängematte auspacken und das Sonnensegel vor unserer Dori aufspannen. Das Wetter war für die kommenden Tage sehr gut vorhergesagt und die Temperaturen lagen im "kurze Hosen tragen" Bereich. So haben wir uns unsere Zeit hier vorgestellt.
Der Dino Provincial Park trägt seinen Namen daher, dass er eine wahre Fundgrube für Paläontologen und Archeologen bietet. Hier wurden bereits über 400 Dinosaurierskelette von mehreren Dutzend Arten entdeckt, wovon einige Exemplare tatsächlich als einzigartig gelten, weil sie bisher nirgendwo sonst auf der Welt nachgewiesen werden konnten. Somit bietet dieses Gebiet tatsächlich ein Stück Erdgeschichte zum anfassen und erkunden. Insbesondere der gute Erhaltungszustand der gefundenen Fossilien machen diesen kleinen Flecken Erde so besonders. So ist es nicht verwunderlich, dass Stücke von hier, in vielen erdgeschichtlichen Museen der Welt ausgestellt werden. Auch heute werden hier noch immer neue Entdeckungen gemacht, wesshalb ein Großteil des Parks nicht frei zugänglich ist und nur mit Guide betreten werden darf. Aber auch der öffentlich zugängliche Teil bietet viel interessantes und lädt zum wandern und spazieren ein. Wir verbrachten zwei Nächte auf dem zum Park zugehörigen Campground. Jakob konnte die Gegend ausgiebig mit seinem Laufrad erkunden und den Spielplatz unsicher machen. Die Hängematte wurde zu seinem neuen Lieblingsplatz erkoren und Mama, oder Papa mussten um jeden Quadratzentimeter in selbiger verhandeln. Zusammen mit anderen Familien, die das lange Wochenende für einen Campingausflug nutzten, genossen wir die Zeit hier und fühlten uns wie im Urlaub.
Am Tag unserer Abreise, machte sich auch fast der gesamte Rest der Camper abreisebereit. Nur, während alle anderen sich wohl wieder auf den nach Hauseweg machten, folgten wir unserer Reiseroute weiter Richtung Westen, genauer gesagt Richtung Calgary. Hier wollten wir uns einen Stellplatz für eine Nacht suchen, bevor wir uns weiter in den Banff Nationalpark aufmachten.
Calgary selbst, bot für uns nicht viel mehr als einen Übernachtungsplatz auf einem Wallmartparkplatz und die Möglichkeit Einzukaufen und Diesel zu tanken. Allerdings ist die Lage Calgarys am Fuße der Rocky Mountains wirklich beeindruckend und tatsächlich erwähnenswert. Von einer weiten, ebenen, sattgrünen Grasslandschaft kommend, erheben sich urplötzlich, auf gesamter Front, die majestätischen Berge, mit ihren weißen Gipfeln in den blauen Himmel. Ein wirklich imposanter Anblick.
Die Nacht auf dem Wallmartparkplatz war einigermaßen ruhig und zum ersten Mal leisteten uns auf dem Parkplatz andere Camper Gesellschaft, wovon einige sich wohl auch schon für eine längere Zeit hier eingerichtet haben. Schön ist anders, aber praktisch sind solche Plätze allemal, zumal Städte meist nur wenige Alternativen bieten. Tags darauf machten wir uns zunächst auf die Suche nach neuen Schuhen für Julia und Steffen. Unsere Alltagsschuhe haben wir nun endgültig in den Ruhestand geschickt, nachdem das Schuhsohlenprofil aussah, als wäre es aus dem abgefahrenen Slickreifen eines F1-Autos geschnitten worden. Bei einem Outdoorausstatter wurden wir fündig und haben neben unseren Schuhen noch allerlei anderes (vermeintlich) Nützliches eingepackt. Nun sollte es aber wirklich weiter in Richtung Banff gehen.
Banff National Park
Wer kennt sie nicht, die beiden großen Nationalparks Kanadas, Banff und Jasper. Ein Muss auf der Bucketlist eines jeden, der nach Kanada reist. Am besten natürlich mit einem Camper. So auch für uns. Aber ohne Reservierung auf einem der Campgrounds innerhalb der Parks wird das - zumindest in der Hauptsaison - eher schwierig. Innerhalb der Parks frei zu stehen kommt bei den Rangern nicht wirklich gut an und jeden Abend aus dem Park raus fahren, um sich vor den Parktoren in die Büsche zu schlagen, ist bei den dortigen Entfernungen nicht wirklich sinnvoll. Wir haben uns für 4 Nächte auf dem Tunnel Village Campground eingebucht und sind von dort aus, auf Tagesausflüge zu den Sehenswürdigkeiten des Parks aufgebrochen. Der Banff Nationalpark bietet hierfür einen Bus-und Shuttleservice an, der fast alle interessanten Punkte des Parks anfährt - zumindest im Sommer. Leider fiel unser Besuch im Park genau in die letzte Woche des Winterfahrplans, sodass einige Routen eben noch nicht bedient wurden. So mussten wir für einige Ausflüge doch unsere Dori nutzen, was wir gerne vermieden hätten, zumal die Parkplatzsituation an den bekannten Orten im Park angespannt sein kann.
Unsere erste Wanderung führte uns von unserem Stellplatz aus in den Ort Banff, mitten im Nationalpark. Unterwegs kamen wir an dem weltberühmten Fairmont Springs Hotel vorbei, welches sehr idyllisch gelegen, direkt über den Bow Falls am gleichnahmigen Fluss, thront. Die Wanderung hatte es - auch weil Jakob auf dem Rücken von Julia, oder Steffen getragen werden musste - in sich, so dass wir uns an einem kleinen Cafe, an unserem Ziel, mit einem leckerem Kaffee und sündigem Schoko- und Apfelkuchen selbst belohnten. Leider wurde die Luftqualität durch die enormen Waldbrände in diesem Jahr immer schlechter, sodass uns ein Teil der Schönheit dieses Landstriches verborgen blieb.
Der nächste Tag führte uns in den Johnston Canyon, der über schmale, aber sehr gut ausgebaute Holzstege durchwandert werden kann. Zwei imposante Wasserfälle markieren jeweils ein touristisches Highlight, von wo aus die meisten Besucher dann auch wieder den Rückweg antreten Wir haben uns die Mühe gemacht und sind einem anschließenden Wanderweg durch den Wald gefolgt, welcher zu den oberhalb des Canyons gelegenen Ink Pots führt. Diese Quellen speisen fünf unterschiedlich große Seen von denen jeder eine andere Farbe besitzt. Hier gab es für uns eine wohlverdiente Brotzeit und Jakob konnte endlich die Umgebung erkunden, nachdem er die meiste Zeit in der Kraxe verbracht hatte.
Lake Louise sollte am folgenden Tag unser Ziel sein. Wer kennt sie nicht, die eindrucksvollen Bilder des leuchtenden Sees, umrahmt von Bergen mit schneebedeck glänzenden Gipfeln. Geleuchtet hat bei uns leider nichts. Durch den Rauch, der schwer in der Luft lag, konnte man die wahre Pracht des Sees leider nur erahnen und die Berge ringsum waren leider kaum auszumachen. Trotzdem gibt sich der See imposant, insbesondere weil dieser zu dieser Jahreszeit noch fast komplett zugerforen ist und ein kleines bisschen wurde die Sicht über den Tag dann auch besser.
Wir wollten aber trotzdem möglichst die größten Touristenmassen hinter uns lassen und machten uns an den "Aufstieg", vorbei am idyllischen Mirror Lake zum "kleinen Bruder" des Lake Louise, dem Lake Agnes. Obwohl kein Wettbewerb herrscht und auch der Vergleich aufgrund des Wetters etwas hinkt, stellt meiner Meinung nach, Lake Agnes den Lake Louise in den Schatten.
Alleine der Weg hoch zu den beiden Seen bietet immer mal wieder schöne Ausblicke auf den größeren Lake Louise, aber der Weg hoch zum Lake Agnes, vorbei an tosenden Wasserfällen, lässt einem schon einmal ein "Wow" aushauchen. Wir haben uns jedenfalls unsere Brotzeit am Lake Agnes bei imposanten Ausblick auf die schneebedeckten Berge und den zugefrorenen See, schmecken lassen, bevor wir uns anschließend wieder auf den Weg nach unten gemacht haben. Mit dem Bus ging es für uns wieder zurück nach Banff und zu unserem Campground. Abends wurde gegrillt und mit Stockbrot und überm Feuer gegrillten Marshmallows ging auch dieser Tag zu Ende. Irgendwann hieß es für uns dann auch, unsere Dori fahrbereit zu machen und Banff in Richtung Jasper zu verlassen.
Icefield Parkway
Der Weg von Banff nach Jasper führt mitten durch die Rocky Mountains, vorbei an majestätischen Gletchern und tiefblauen Seen, über den berühmten Icefield Parkway. Von vielen wird diese Route als eine der schönsten der Welt beschrieben. Obwohl ich das mangels Vergleichsmöglichkeiten, weder verneinen, noch bestätigen kann, tendiere ich doch dazu, dieser Aussage Glauben zu schenken. Die Szenerien, die sich uns, während unserer Fahrt über diese Straße boten, waren gigantisch. Zeitweise wusste man gar nicht, wohin man als nächstes schauen sollte, weil sich an jeder Ecke, nach jeder Kurve ein noch schönerer See, ein noch monumentalerer Gletscher zwischen zwei noch majestätischeren Bergen um die Gunst der Betrachter stritten. Das Wetter war uns dieses mal wohl gesonnen und wir wurden die gesamte Zeit von strahlendem Sonnenschein begleitet. Der bekannteste von allen Gletschern auf dieser Route ist wohl der Athabasca Gletscher, der sich aus dem Columbia Eisfeld speist und den Athabasca River erst entstehen lässt.
Das interessanteste am Columbia Eisfeld ist wohl, dass es mehrere Gletscher verbindet und praktisch den halben Nordamerikanischen Kontinent mit Wasser versorgt, bzw. dessen größte Flüsse speist, die sich dann auf ihren Weg in den Pazifik, den Atlantik und den arktischen Ozean aufmachen. Ohne dieses Eisfeld gäbe es die großen Seen wohl nicht. Traurig und auch etwas erschreckend ist dabei mit anzusehen, wie weit die Gletscher innerhalb des letzten Jahrhunderts und insbesondere innerhab der letzten 50 Jahre zurückgegangen sind. Man schätzt, dass das gesamte Eisfeld mit seinen dutzenden Gletschern bis zum Jahre 2100 bereits vollständig verschwunden sein wird. Wenn ich daran denke, dass Jakobs Generation das noch miterleben wird, wird mir ganz anders.
Die kommenden zwei Nächte nach diesem langen Fahrtag, der durch die vielen Fotostops am Straßenrand und kleineren Wanderungen zwar lange gedauert hat, uns aber nur mäßig weit unserem Ziel näher gebracht hat, haben wir auf dem Parkplatz des Columbia Icefield Center verbracht, mit direkter Sicht auf den Athabasca und die umgebenden Gletscher.
Die Nacht war sehr ruhig und der Parkplatz blieb, entgegen anderer Vermutungen, relativ leer. Den Tag verbrachten wir mit kleinen Wanderungen an den Gletscherrand und mit dem Besuch im Information Center mit dessen angeschlossener Ausstellung. Am folgenden Tag ging es dann direkt weiter in den Jasper Nationalpark
Jasper National Park
Der Jasper National Park gehört mit dem Banff National Park zu den Highlights im kanadischen Tourismusportfolio. Auch hier darf man, wie in jedem anderen Nationalpark übrigens auch, nicht frei stehen, sondern muss sich auf einem der etablierten Campgrounds registrieren. Wir haben uns auf einem der kleineren Campingplätze etwas außerhalb der Ortschaft Jasper Town, für 4 Nächte eingemietet. 2 Tage vor Anreise kam dann eine Mail der Nationalparkverwaltung, dass unsere Reservierung aus technischen Gründen storniert wurde. Und schon machte sich Aufregung und ein kleines bisschen Panik breit, denn alle weiteren Campgrounds waren bereits bis auf den letzten Platz ausgebucht. Nach einem längeren Telefonat mit der Parkverwaltung löste schließlich as Problem (welches sich im Nachhinein als überhaupt nicht problematisch herausstellte). Tiefe Temperaturen von bis zu -50° (Ja, richtig gelesen: fünfzig Grad MINUS!!) hatten im Winter die Wasserleitungen im gesampten Campground bersten lassen und mussten erst wieder instand gesetzt werden, bevor dieser wieder öffnen konnte. Daher hatte die Parkverwaltung alle noch verfügbaren Plätze im Park für weitere Buchungen gesperrt um Allen von den Stornierungen Betroffenen eine Ausweichmöglichkeit zu bieten. Daher zeigte das Onlinebuchungssystem keine verfügbaren Plätze mehr an. Jedenfalls konnten wir und so auf den Besuch freuen und sogar nochmals zwie Nächte verlängern sodass wir insgesamt fast eine Woche Im Nationalpark verbrachten.
Der Weg nach Jasper Town war gespickt von einmaligen Ausblicken und wirklich schönen kleineren Trails, die zu kurzen (oder auch längeren Wanderungen) einluden Eine der eindrucksvollsten Stops ist sicherlich bei den Athabasca Falls, die sich über die Zeit durch den Fels gefressen haben, und auch heute noch jählich 5mm flussaufwärts wandern.
An unserem ersten Tag im Park machten wir einen Ausflug in den nahegelegenen Maligne Canyon. Dieser kann über mehrere Brücken erwandert werden. Dabei windet sich der Weg entlang tiefer, enger Schluchten, in denen sich weit unten, das Wasser entlang der glatt geschliffenen Felswände tost und über späktakuläre Wasserfälle in die Tiefe stürzt. Insgesamt sechs Brücken bieten unterschiedliche, aber immer atemberaubende Blicke auf die weißen Wassermassen.
Ein weiterer Besuchermagnet sind die zahlreichen Seen, wobei sich alle in ihrer Farbintensität gegenseitig versuchen den Rang abzulaufen. Unter anderem zählen die Five Lakes und der dazugehörige Valley of the five Lakes Trail zu den schönsten im ganzen Park. Auch wir hatten uns vorgenommen, den Trail zu laufen, wobei ein Teil des Weges aufgrund von Bärensichtungen für Besucher gesperrt wurde. Der Weg entlang der ersten vier Seen ist nicht anstrengend, lässt sich aber noch mit einer Runde um den fünften See erweitern. Wem das nicht reicht, kann den Weg bis zum Maligne Canyon und weit darüber hinaus verlängern. Uns hat der Rundweg um die Five Lakes bereits gereicht. Besonders mit einem Zweijährigen auf dem Rücken, merkt man irgendwann jeden Meter in den Beinen. Schön war es allemal und jeder der Fünf Seen hat seinen ganz besonderen Reiz. Mal tiefblau und zwischen Felswänden versteckt, über hellblau und glasklar zu grün schimmernd und tiefschwarz ist fast jede Farbe vertreten. Unseren Mittagsplatz haben wir zwischen dem dritten und vierten See gefunden, mit einer wunderschönen Aussicht auf die selbigen.
Den letzten Tag vor unserer Weiterfahrt Richtung Norden, habeen wir - natürlich - an einem See verbracht. Genauer gesagt, and derer zwei. In meinen Augen gehören Lake Agnes und Lake Edith zu den weltweit schönsten Seen. Glasklares tükisblaues Wasser, sattgrüne, dunkle Kiefernwälder am Ufer und schneebedeckte Berge im Hintergrund. Das alles bei herrlichstem Sonnenschein, lässt das Bild schon fast kitschig erscheinen. So könnte man sich die "kanadische Karibik" vorschtellen, sodenn sie existierte.
Jakob jedenfalls hatte seinen Spass dabei, allerlei Steine im See zu versenken. Ob er dabei Augen für die Schönheit der Natur ringserum hatte, weiß wohl nur er. Aber vermutlich hätte er sich auch an einer dreckigen Pfütze erfreut, solanger er Steine reinwerfen darf ;)