Belize

Grenzübergang Guatemala - Belize

Die Ausreise aus Guatemala verlief problemlos und schnell. Ausreisestempel in den Pass stempeln lassen (diesmal achteten wir auch darauf, dass alle Stempel im Pass waren), Fahrzeugimport stornieren und blauen Fahrzeugaufkleber abgeben. Damit war alles erledigt. Erst als ich dem Beamten die Einfuhrpapiere für unsere Fahrräder in die Hand drückte, mit der Bitte, diese ebenfalls zu stornieren, schaute dieser mich ungläubig an. Eine temporäre Einfuhr für Fahrräder gäbe es nicht, woher ich das Dokument denn hätte. Spätesten dann war klar, dass dem Grenzbeamten bei der EInreise ein Fehler unterlaufen war. Dieser hatte mir keinen temporären Import ausgestellt, sondern ein Zolldokument für den dauerhaften Import. Damit hätte ich unsere Fahrräder in Guatemala verkaufen dürfen. Jedenfalls haben mir die Beamten an der Grenze das Dokument wieder zurück gegeben, den Kopf geschüttelt und uns wortlos fahren lassen. Falls also jemand vorhaben sollte zwei Fahrräder in Guatemala zu verkaufen... Ich hätte da noch eine Einfuhrgenehmigung übrig. ;)

Einreise Belize

Belize empfing uns mit grauem Himmel und starkem Regen. Trotzdem spürten wir direkt beim Betreten der Zollgebäude die relative Gelassenheit der Beamten und Einheimischen. Stand in Guatemala noch schwer bewaffnetes Militär an jeder Ecke, sehen wir hier keinerlei bewaffnetes Sicherheitspersonal. Die Einreise lief sehr entspannt ab, und auch der Fahrzeugimport war äußerst einfach. Von Hand wurden die Daten in ein Buch geschrieben und auf das Einfuhrdokument übertragen. Damit ging's zum Bezahlen und wir waren fertig. Die ganze Prozedur hat nicht mehr als eine Stunde gedauert, wobei das händische Ausfüllen der Dokumentation die meiste Zeit benötigte. Eine Einfuhrkontrolle gab es für uns nicht, auch wenn offiziell keinerlei Obst, Gemüse oder tierische Produkte eingeführt werden dürfen. Als sich dann der Schlagbaum öffnete, hieß es für uns "Welcome to Belize"
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Englisch gilt hier als Amtssprache, auch wenn die Einheimischen untereinander durchaus auf Spanisch kommunizieren. Für uns machte das die Kommunikation natürlich deutlich einfacher. Der nächste Schritt bestand darin, eine obligatorische Fahrzeugversicherung für unsere Dori abzuschließen. Diese entspricht im Wesentlichen unserer Haftpflichtversicherung, auch wenn die Deckungssummen lächerlich gering ausfallen. Diese Versicherungen kann man direkt nach der Grenze, für sieben Tage bis zu einem Jahr, bei einem Agenten abschließen. Nach zehn Minuten hatten wir alle Formalitäten abgeschlossen und konnten das kleinste der mittelamerikanischen Länder erkunden.

San Ignacio

Unseren ersten Übernachtungsstop fanden wir in San Ignacio, etwa 50 km hinter der Grenze. Hier wollten wir ein paar Nächte auf einem Campground verbringen um dort Wäsche zu waschen und unsere Vorräte wieder aufzufüllen. Außerdem wartet San Ignacio mit einer netten Innenstadt auf und gilt insgeheim als Hauptstadt des Active- und Outdoortourismus in Belize. Auch aufgrund der Sprache findet man sich hier zwischen einer Menge an amerikanischen Rucksacktouristen wieder, die hier auf der Suche nach dem ultimativen Dschungelabenteuer sind. Nach unserem Aufenthalt in Tikal hatten wir daran aber keinerlei Interesse und besuchten lieber die für ihre lebendige Künstlerszene bekannte Stadt.
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Auch dem lokalen Obst- und Gemüsemarkt statteten wir einen Besuch ab. Hier fiel uns auf, dass die Preise für Lebensmittel in Belize, mit den Preisen in Deutschland durchaus vergleichbar sind. Teilweise sind die Produkte hier sogar etwas teurer. Einzig lokale Erzeugnisse sind günstig zu bekommen. So haben wir für zehn Bananen umgerechnet 0,50€ bezahlt, während Äpfel mit rund 1€ pro Stück relativ teuer waren. Trotzdem sollte man nicht vergessen, dass das durchschnittliche pro-Kopf-Einkommen um mehr als den Faktor 10 niedriger liegt als in Deutschland. So gesehen können wir es uns hier durchaus gut gehen lassen und wollen uns auch nicht beschweren.
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Hopkins

Unser nächstes Ziel war die Kleinstadt Hopkins an der Karibikküste. Der Weg hierhin führte uns durch dichten Regenwald, vorbei an kleinen Ortschaften und einzelnen Häusern. Beim Anblick der unterschiedlichen Behausungen wurde uns mal wieder unser priviligierter Lebensstil und-Standard bewusst. Teilweise lebt die Bevölkerung mit mehreren Generationen in kleinen baufälligen Hütten, teils ohne Strom, Wasser oder Abwasseranschluss, während einige 100 Meter weiter luxuriöse Villen auf riesigen Grundstücken stehen. Diese, meist von reichen Ausländern gebauten Häuser verdeutlichen uns erneut, auf wessen Rücken unser Wohlstand aufgebaut wurde und aufrecht erhalten bleibt. Umso dankbarer sind wir einmal mehr, dass wir in Deutschland geboren wurden und aufwachsen durften.

Hopkins begrüßte uns mit blauem Himmel und karibischem Flair. Einzig die Stellplatzsuche gestaltete sich für unsere Fahrzeuge als schwierig. Die gesamte Küstenlinie ist mit Ferienwohnungen, oder Eigentumshäusern verbaut, allerdings ohne die sonst üblichen Hotelburgen. Damit hat Hopkins seinen urtümlichen Charme beibehalten, ohne auf den für dieses Gebiet so wichtigen Tourismus verzichten zu müssen.
Wir fanden einen Stellplatz in der Zufahrt zu einer Strandbar dessen Besitzer uns erlaubte hier stehen zu bleiben.
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Aufgrund der Stürme der letzten Tage war das Meer leider zu aufgewühlt um darin zu baden. Trotzdem genossen wir die Aussicht auf das Wasser, während Jakob sich am Strand im Sand vergnügte.
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Zwei Tage blieben wir an diesem Platz, gönnten uns den einen oder anderen Drink in den umliegenden Strandbars und versuchten uns an die karibische Gelassenheit zu gewöhnen. Trotzdem zog es uns wieder weiter ins Landesinnere.

Zentralbelize

Über La Democracia fuhren wir weiter nach Nordwesten und bewegten uns wieder von der Küste weg. Unweit vom Belize Zoo, dem einzigen Zoo des Landes, übernachteten wir auf dem Parkplatz eines Restaurants. Hier sind wir zum Abendessen eingekehrt und durften im Gegenzug vor dem Restaurant kostenlos stehen bleiben. Tags darauf besuchten wir den Belize Zoo um uns über die einheimische Tierwelt zu informieren und auch um Jakob eine Abwechslung vom Reisealltag zu bieten.
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Der Belize Zoo ist dabei etwas anders aufgebaut als die bekannten Zoos in unseren heimischen Gefilden. Zwar werden auch hier Tiere in Gehegen gehalten und dem Besucher gezeigt, jedoch beschränkt sich die Vielfalt des Zoos ausschließlich auf einheimische Tierarten und auch nur auf Tiere, die in freier Wildbahn nicht (mehr) überlebensfähig wären. Damit leistet diese Einrichtung einen aktiven Beitrag zur Arterhaltung und zum Schutz der Tiere in Belize, wobei auch darauf geachtet wird, die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu halten. Das gab uns die Möglichkeit, Tapire und Brüllaffen, Papageien und Ameisenbären, sowie Jaguare und Pumas zu sehen. Mehrere Stunden verbrachten wir in der naturnah angelegten und sehr gepflegten Anlage, bevor wir gegen Mittag zu unserem nächsten Ziel aufbrachen.

Chunox

Unser nächstes Ziel in Belize liegt nördlich der Hauptstadt Belize City in einem ländlichen, vom Zuckerrohranbau geprägten Gebiet. Der kleine Ort Chunox ist ausschließlich über, mit Schlaglöchern übersäten Schotterpisten zu erreichen. Immer wieder wechseln sich dichter Dschungel mit weitläufigen Zuckerrohrplantagen ab und das Gebiet rechts und links der Piste wird immer sumpfiger und feuchter. Die Regenschauer der letzten Tage haben die Piste teilweise aufgeweicht und tiefe Spurrillen der Zuckerrohrlaster im Schlamm hinterlassen. Einmal mehr waren wir über die Geländefähigkeiten unserer Dori froh.
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Durch Siedlungen und entlang der Felder einer lokalen Mennonitengemeinschaft fuhren wir etwa 50km über die Sandpisten bis wir schließlich unser Ziel, das Scarlet Macaw Camp, in dem kleinen Ort Chunox erreichten. Das Camp ist eigentlich nicht mehr als der Garten einer lokalen Familie, die Reisenden die Möglichkeit bietet, hier ihr Camp aufzuschlagen. Eigentlich wollten wir nur zwei Nächte bleiben, die Herzlichkeit und Gastfreundlichkeit der Eigentümer, Maria und Lucas, sowie deren Kinder ließ uns unsere Pläne über den Haufen werfen und unseren Aufenthalt spontan um zwei weitere Nächte verlängern. Speziell Jakob wurde sofort in die Familie integriert und wie eines ihrer eigenen Kinder behandelt. Hier durfte er nach Herzenslust toben, spielen und einfach Kind sein. Zusammen mit Lucas durfte er Kokosnüsse ernten und beim Bau eines Toilettenhäuschens helfen. (Für Jakob hieß das hauptsächlich Steine von der Ladefläche von Lucas' Pickup werfen)
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Am Wochenende unternahmen wir mit der ganzen Famile einen Ausflug an die Küste. Der Pickup wurde mit Kanu, Tischen, Kühlboxen, Körben, Taschen, Hund und 10 Personen beladen und schon ging es über Schleichwege an einen traumhaften Platz an der Karibikküste. Hier wurde alles wieder ausgeladen, Hängematten aufgebaut und alles für einen wundervollen Tag am Meer vorbereitet.
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Jakob durfte im flachen Wasser spielen, Lucas fuhr mit Steffen zum Angeln und anschließend gab es das mit Abstand beste Ceviche, das wir je gegessen hatten. So stellt man sich gemeinhin das Paradis vor. Allerdings ist dieses Paradies auch für die Einheimischen leider nicht mehr selbstverständlich. Lucas erzählte mir, dass die Grundstückspreise, speziell an der Küste, durch ausländische Investoren in die Höhe geschnellt seien. Speziell Amerikaner und Kanadier würden in Belize Grundstücke an der Küste kaufen, einzäunen und so den Zugang zum Meer für die Einheimischen immer weiter einschränken. Heute würde ein Grundstück mit Meerzugang und ca. 2.000m² rund 50.000 US$ kosten. Was für uns nach einem Schnäppchen klingt, ist für einen Durchschnittsverdiener im ländlichen Belize unerschwinglich. Man spürt förmlich wie sehr es Lucas schmerzt, dass sein Heimatland so "verramscht" wird und trotzdem spürt man gleichzeitig eine tiefe und ehrliche Zufriedenheit mit dem Wenigen was er und seine Familie hat, die fast schon ansteckend wirkt. Erneut werden wir uns bewusst, in welch privilegierter Umgebung wir in Deutschland aufwachsen dürfen.
Nach fast einer Woche bei Maria und Lucas geht unsere Zeit in Belize dem Ende zu. Vom Chunox aus führt eine kleine Piste über 20km an die mexikanische Grenze. Die Strecke wird von zwei Flussläufen unterbrochen, die auf klapprigen und in die Jahre gekommenen Pontonfähren überquert werden können. Leider ist die erste der beiden Fähren mit einer maximalen Zuladung von 10 Tonnen zu klein für unsere Dori und so müssen wir, vielleicht auch aufgrund unserer deutschen Gründlichkeit, einen Umweg von knapp 40km in Kauf nehmen, um diesen Engpass umfahren zu können. Die zweite Fähre kann maximal 20 Tonnen tragen und macht auf uns auch einen etwas stabileren Eindruck. So fahren wir mit einem komischen Gefühl in der Magengegend auf den wackeligen Ponton und werden mittels Muskelkraft, knapp 200 Meter ans andere Ufer übergesetzt.
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Anschließend ging es erneut über Lehmpisten bis in die Nähe der mexikanischen Grenze. In Corozal bekam Dori wieder Asphalt unter ihre Reifen und so fuhren wir entspannt die letzten Kilometer bis zum Grenzübergang in Santa Elena.
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Belize hat uns überrascht. Besonders die Lebensfreude der Einheimischen wirkte ansteckend und gab uns das Gefühl hier mehr als willkommen zu sein. Die zwei Wochen, die wir in dem Land verbrachten, sind definitiv zu wenig um dieses kleine Land mit all seinen Facetten wirklich zu erleben, aber wir sind froh, dass wir den Abstecher hierher gemacht haben, denn leider wird dieser kleine Flecken Erde bei vielen Reisenden schlichtweg ausgelassen. Uns hat die Herzlichkeit der Menschen überrascht und wir sagen aus tiefstem Herzen "Danke".

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