British Columbia

Yukon und BC-North

Bevor wir nach British Columbia kamen, reisten wir von Alaska kommend und dem Alcan folgend, nochmals "kurz" in das Yukon Territory ein. Der Alaska-Highway führt hier immer am Kluane Nationalpark entlang, einem gigantischen Eisfeld, das dutzende größere und kleinere Gletscher speist. Daraus entstand auch der gleichnamige See, der von zwei Bergketten flankiert zu einem optischen Highlight in dieser Gegend gehört. Entlang des Sees gibt es zahlreiche Buchten und flachere Strandabschnitte, die teilweise mit dem Auto erreichbar sind. An eben einer solchen Bucht haben auch wir ein schönes Plätzchen gefunden, um gleich drei Nächte hier zu verbringen. Das Wetter und der See luden zum Entspannen ein und der Platz lag ein ganzes Stück von der Straße entfernt, so dass wir die Ruhe und Abgeschiedenheit hier sichtlich genossen.
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Der Kluane Lake machte seinem Dasein als Gletschesee alle Ehre, war er doch, mit den ihn umgebenden und teils schneebedeckten Gipfeln wirklich eine Augenweide. MIt seinen knapp 4° Wassertemperatur lud er trotz sommerlichen Außentemperaturen aber dann nicht wirklich zum Baden ein. Philipp hat das jedoch nicht davon abgehalten sich etwas im See zu "erfrischen".
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Am zweiten Morgen, hatte ich nach dem Aufstehen das Gefühl, mit unserer Dori etwas schief zu stehen . Schnell nachgeschaut und tatsächlich: Aus dem vorderen linken Reifen hatte sich über Nacht heimlich etwas Luft verabschiedet. Fix den Reifen dank bordeigenem Kompressor wieder auf Normaldruck gebracht und gelauscht. Ganz leise konnte man dann ein leichtes Zischen in Ventilnähe vernehmen. In der Hoffnung, dass sich nur der Ventilaufsatz etwas gelockert hatte, wurde zuerst dieser etwas fester gedreht. Aber das böse Zischen war noch immer da. Also haben wir die Dichtung zwischen Ventilaufsatz und Kontermutter getauscht, aber auch das konnte das fiese Geräusch nicht unterbinden. Also half nur noch ein Ventiltausch, bzw. Schlauchtausch. Wir haben das Rad abgenommen, das Felgenhorn demontiert und den eigentlichen Reifen abgezogen, um den Schlauch tauschen zu können. Hört sich einfach an, aber bei 160 kg pro Rad, wahrlich kein Spass. Nach ca. zwei Stunden, war alles wieder zusammengebaut und bereit zum Dichtigkeitstest. Diesmal war das Zischen zum Glück nicht mehr zu vernehmen und so konnte das Rad wieder montiert werden. Der demontierte Schlauch fungierte danach noch als überdimensionaler Schwimmring. Da hier der Druck um ein vielfaches geringer ist, als im verbauten Zustand, hielt das Ventil den Luftdruck auch zuverlässig.
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Vom Kluane Lake aus, ging es drei wunderschöne Tage später, weiter Richtung Südosten. Bei Haines Junction verließen wir den Alaska-Highway wieder, um nach Haines in Alaska zu fahren. Die Strecke von Haines Junction nach Haines führt durch eine atemberaubende Berglandschaft und ist stellenweise wirklich spektakulär. Die Straße ist recht gut ausgebaut und nicht wirklich stark befahren. Unterwegs gibt es immer wieder Möglichkeiten anzuhalten und kleinere Wanderungen zu unternehmen.
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Die Einreise nach Alaska verlief äußerst unkompliziert. Nach den üblichen Fragen: Woher, wohin (wobei "wohin" aufgrund Alternativlosigkeit eher rhetorisch zu verstehen war) und wie lange, durften wir unsere Fahrt fortsetzen und wieder nach Alaska einreisen. Haines ist wahrlich nicht mehr als ein kleines, verschlafenes Fischerdorf, mit ein paar Tankstellen, zwei kleinen Supermärkten und einigen kleineren Geschäften. Hier lebt man vom Fischfang und der Seefahrt und eher weniger vom Tourismus. Für die Nacht fanden wir eine Parkbucht neben einer wenig befahrenen Straße direkt am Meer. Tags darauf unternahmen wir eine Wanderung entlang des Chilkoot Inlet. Durch alte Wälder und entlang zerklüfteter Küstenabschnitte führte uns unser Weg, bis wir schließlich (mit Umwegen) unser Ziel, den Battery Point erreichten, eine schmale Landzunge, die in den Chilkoot Inlet reicht. Angeblich sollte dieser Punkt ein exzellenter Platz sein, um Wale, Seelöwen und Robben beobachten zu können. Uns zeigten sich die Tiere leider nicht. Aber schöne Eindrücke gab es trotzdem zu genüge.
Die Nacht verbrachten wir auf dem Campground des Chilkoot Lake State Recreation Site, der direkt am Abfluss des Chilkoot Lake in den Lutak Inlet liegt. Hier gibt es einen der besten Spots in ganz Alaska, um Bären beim Lachse fangen zu beobachten. Leider waren wir noch etwas früh in der Saison, so dass uns dieses Spektakel verwehrt blieb. Einige Lachse hatten zwar bereits ihren Weg den Fluss hinauf gefunden, wovon auch die zahllosen Angler im Fluss zeugten, aber für das große Festessen der Bären, war es leider noch zu früh. Nichts desto trotz genossen wir die Zeit am See, umgeben von Bäumen und konnten Adler bei ihren Raubzügen beobachten. Tags darauf verließen wir Haines und fuhren mit der Fähre eine Stunde durch eine schöne Fijordlandschaft nach Skagway.
Skagway ist, verglichen mit Haines sehr touristisch geprägt und wird von Kreuzfahrttouristen regelrecht überrannt. Bei der Einfahrt in den Hafen hatten nicht weniger als vier Schiffe ihre menschliche Fracht in das kleine Örtchen gespült. Entsprechend voll und überlaufen war das vormals kleine Fischedorf. Wir suchten schleunigst das Weite und fanden Ruhe und Natur im Dyea Recreation Park, ca. 9 Meilen außerhalb von Skagway. Der Weg dorthin wird zwar teilweise noch von Tagesausflüglern genutzt, um einen Blick auf Skagway von "oben" zu erhaschen, aber spätestens, nachdem der letzte Rest Teer, in eine schmale Waschbrettpiste übergegangen war, hat auch der letzte Kreuzfahrer wieder den Rücktritt in die Zivilisation angetreten. Der Campground bot die gewohnte einfache Ausstattung. Pit toilets, Picknickbänke und Feuerstellen. Dazu noch ein paar überdachte Grillplätze und ansonsten jede Menge Natur drumherum.
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Von Skagway aus, führte unser Weg erneut nach British Columbia in Kanada. Die Grenze überquerten wir in Fraser, um gleich darauf wieder in das Yukon Territory weiter zu fahren. Kurz hinter der Provinzgenze fanden wir einen herrlichen Stellplatz für die Nacht in unmittelbarer Nähe zu einer historischen Mine mit zugehöriger Siedlung. Hier gab es Feuerholz zur freien Verfügung, welches natürlich gleich zur Vernichtung unserer letzten Marshmallowvorräte genutzt wurde und zudem eine wunderbar ruhige Nacht direkt neben einem rauschenden Bach mit Blick au den verzweigten und riesigen Nares Lake.
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Von hier aus führte uns unsere Route wieder zurück nach Whitehorse, dem heimlichen Beginn unserer Alaska-Rundreise. Zuvor legten wir noch einen Zwischenstop bei Carcross ein, um mit unserer Dori ein kleines bisschen im Sand zu spielen. Hier befindet sich die kleinste Wüste Nordamerikas, wobei dieses Gebiet eigentlich keine Wüste ist, sondern vielmehr das Überbleibsel eines gigantischen Gletschers. Hier darf man mit Fahrzeugen im Sand und über die Dünen fahren.
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Von Whitehorse ging es für Philipp wieder zurück nach Deutschland und für uns markierte diese Stadt eine, wenn man es so sagen will, übergeordnete Änderung in unserer Reiserichtung. Sind wir bisher eher von Ost nach West gefahren, bewegten wir uns nun tendenziell von Nord nach Süd. Ein kleines Stück entlang des Alaska Highways fuhren wir dann wieder zurück, um bei Watson Lake auf den BC-Highway 37 in Richtung Süden abzubiegen. Der Highway 37 ist wohl eher mit einer Landstraße bei uns zu Hause vergleichbar. Einspurig, kurvig und stellenweise eng geht es über Hügel und an kleineren und größeren Seen vorbei. Hier sind die Überreste der vergangenen Waldbrände allgegenwärtig. Soweit das Auge reicht, ragen kahle, verkohlte Baumskelette aus der verbrannten Erde. Teilweise deuten erste grüne Flecken inmitten der schwarzen Landschaft darauf hin, dass der Brand schon ein paar Jahre zurück liegt. Teilweise sieht man aber nichts als verbrannte Erde. Zwar wirken die Waldbrandgebiete riesig, gemessen an der, mit Wald bewachsenen Gesamtfläche im Yukon und im nördlichen BC, sind diese allerdings verschwindend gering. Trotzdem sind wir bereits mehrere Stunden an solchen Gebieten entlang gefahren. Umso fröhlicher sind wir, als wir unseren nächsten Übernachtungsstop in dichtem grünen Wald und gänzlich ohne Rauch in der Luft erreichen. Der Provincial Campground am Boya Lake liegt direkt am See und bietet wieder nicht viel mehr als Pit Toiletten, Picknick-Bänke und Feuerstellen an den einzelnen Campspots. Aber diese Spots bieten eine Kulisse, die ihresgleichen sucht. Tauschte man die Tannen gegen Palmen, könnte man sich fast wie in der Karibik fühlen. Kristallklares, türkisblaues Wasser und (mit ein bisschen Fantasie) weißer Sandstrand lassen einen aus dem Staunen kaum noch heraus kommen. Und das alles direkt vor der "Haustür". Wir hatten Glück und konnten, trotz fast vollständig belegtem Platz noch den, unserer Meinung nach, schönsten Stellplaz ergattern. "Unverbaubarer" Seeblick auf der einen und einen Spielplatz für Jakob auf der anderen Seite. Dazu noch eigenen Seezugang und keine allzu nahen Nachbarn.
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Der See lädt förmlich dazu ein, ihn mit einem schwimmenden Untersatz zu erkunden. Sei es ein Kajak, ein Kanu, ein SUP, oder ein Schlauchboot. Leider haben wir keines der genannten Geräte dabei. Glücklicherweise schließt der Platz einen Kanuverleih mit ein. Für kleines Geld kann man sich hier einen geeigneten schwimmenden Untersatz mieten und so den See auf eigene Faust erkunden. Jakob haben die Paddelrunden auf dem See wirklich gut gefallen und wir konnten zusammen Biberburgen und -dämme vom Wasser aus erkunden. Die Bewohner haben sich leider nicht gezeigt, dafür aber allerlei Vögel und Fische. Am nächsten Morgen wollten wir bei herrlichem Sonnenschein gerade das Frühstück draußen vorbereiten, als plötzlich ein großer Schwarzbär, in Aller Seelenruhe, direkt an unserem Platz vorbei trottete. Damit verlegten wir unser Frühstück kurzer Hand doch nach drinnen, denn für einen solchen Besucher, hatten wir dann doch keinen Platz am Tisch. So plötzlich wie der Bär aufgetaucht war, verschwand er auch wieder im Dickicht. Vorerst sollte das die letzte Begegnung mit Meister Petz bleiben.
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Aus der geplanten Nacht, wurden vier Tage, die wir mit Baden, Spielen, Entspannen und Arbeiten verbrachten, bevor es wieder zurück auf den Highway 37 Richtung Süden ging. Fast 400 km führte uns unsere nächste Etappe durch Wälder, vorbei an Seen und Bergen. Hier und da führte die Straße durch kleine Siedlungen, die außer einer Tankstelle mit kleinem Laden kaum etwas boten, bis wir schließlich in Meziadin Junction vom Highway in Richtung Stewart abbogen. Stewart liegt direkt an der Grenze zu Alaska und dient als Versorgungspunkt für die weiter nord-westlich gelegenen Mienen. Das Besondere an diesen Bergbaugebieten ist die Tatsache, dass diese zwar auf kanadischem Gebiet liegen, die Straße, die zu den Mienen führt, allerdins durch den Ort Hyder in Alaska, also durch amerikanisches Staatsgebiet führt. Da Hyder aber aussschließlich über diese eine Straße zu erreichen ist, spart sich die amerikanische Regierung jegliche Grenzkontrolle. Hyder diente für uns als Ausgangspunkt zum Aufstieg zum Salmon Gletscher. Dieser Gletscher ist gleich in zweierlei Hinsicht besonders. Der Salmon Gletscher fließt zwischen zwei Bergen auf eine dritte Bergflanke zu, um sich dann in zwei Gletscherzungen T-förmig zu teilen. Gleichzeitig macht ihn diese Eigenheit zu einem der am einfachsten mit dem Auto zu erreichenden Gletscher in Nordamerika. Um an den Gletscher zu gelangen, muss man einer 30 km langen Schotterpiste durch aktives Minengebiet folgen. Die letzten 15 km winden sich dann schmal und steil an Bergflanken in schwindelerregender Höhe entlang. Mit knietiefen Schlaglöchern ist dieser Weg für jedes Fahrzeug eine Tortour, wobei ich mir nicht sicher bin, wer die größeren Qualen durchleben muss. Das Fahrzeug, oder der Fahrer.
Die Aussicht allerdings entschädigt für Vieles. Nur die Unmengen an Moskitos stören die Atmosphäre hier oben.
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Zwei Nächte verbrachten wir in Hyder, dessen größte Attraktion wohl die Wildlife Plattform ist, die zu den besten Spots zählt, um Grizzlys zu beobachten. Auch hier wollten wir wieder einmal unser Glück versuchen, ein solches Tier in freier Wildbahn beobachten zu können. Und tatsächlich hatten wir dieses Mal gleich mehrfach Glück. Insgesamt vier Bären kamen an den flachen Bach, um sich an den Lachsen satt zu fressen, die jetzt zu dieser Jahreszeit zu ihren Laichplätzen zurückkehren. Für uns alle war es ein einmaliges Erlebnis, einen Braunbären bei der Jagd beobachten zu können. In Ruhe wirken die Tiere eher schwerfällig und träge. Aber sobald ein Fisch als potenzielle Beute ausgesucht ist, werden diese Riesen zu flinken und geschickten Jägern.
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BC-South

Von Stewart aus fuhren wir, nach der Wiedereinreise nach Kanada, zurück auf den Highway 37, der uns, über mehrere 100 km weiter Richung Süden führte. Bei Kitwanga endet der BC 37 und geht in den Highway 16 über. Hier entschied sich für uns der weitere Streckenverlauf. Nach Rechts abbiegen, um dann über Port Edward nach Prince Rupert zu fahren, um von dort die Fähre nach Port Hardy auf Vancouver Island zu nehmen. Oder nach links abbiegen, um durch die Rockies, über Whistler, oder Kamloops, nach Vancouver zu kommen und von dort die Fähre nach Nanaimo auf Vancouver Island zu nehmen. Die Fährfahrt von Prince Rupert nach Port Hardy gilt als eine der schönsten Fährverbindungen in Nordamerika und dauert ca. 24 Stunden. die Verbindung von Vancouver nach Nanaimo dauert im Gegensatz dazu nur knapp zwei Stunden, ist aber auch entsprechend günstiger. Rechnen wir den Dieselverbrauch für die Fahrstrecke mit ein, kommen wir preislich ziemlich gleich raus, egal für welche Alternative wir uns entschieden hätten. Grundsätzlich hätten wir gerne die längere Fährstrecke genutzt, aber leider waren alle Plätze bereits ausgebucht. Zwar wird das Kontingent eines Schiffes immer nur zu ca. 60 % für Reservierungen geöffnet, um ein gewisses Kontingent für Spontanreisende zurückzuhalten. In Anbetracht der Tatsache, dass diese Fähre nur ein mal pro Woche verkehrt, war uns das Risiko, nicht auf das Schiff zu kommen in diesem Fall aber deutlich zu groß, sodass wir uns an der Kreuzung dazu entschieden nach links in Richtung der Rockies abzubiegen.
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Nach mehreren Fahrtagen mit unterschiedlich schönen Übernachtungsplätzen, erreichten wir Whistler. Die Strecke hierher, durch die Rocky Mountains gehört sicherlich zu den touristischen Highlights. Entsprechend viele Wohnmobile und Mietfahrzeuge kamen uns entgegen. Nach den eher leeren Straßen und Strecken im Yukon, Alaska und BC-North, ein für uns ungewohntes Bild. Auch wurde es merklich wärmer und trockener. Die Wälder wichen allmählich Büschen und Farm- und Weideland wurde hier zum dominierenden Bild. Whistler selbst ist aufgrund seiner Bekanntheit sehr touristisch. Trotzdem bietet dieser mondäne Ort einige sehenswerte Ecken und liegt schön gelegen an einem klaren See, inmitten der großartigen Berglandschaft. Ein bisschen fühlt man sich hier wie in der Schweiz (auch preistechnisch absoulut vergleichbar) Nachdem wir mehrere erfolglose Versuche unternommen hatten,, einen Parkplatz für unsere Dori zu finden, gaben wir entnervt auf und suchten uns einen Übernachtungsplatz etwas außerhalb von Whistler. Auf einer BC provincial Campground wurden wir fündig, von wo aus wir dann, Tags darauf die letzten Kilometer nach Vancouver fuhren, um von dort aus mit der Fähre nach Nanaimo überzusetzen. Auch diese Fähren waren restlos ausgebucht, aber wir hatten Glück und waren früh genug am Hafen, um noch ohne Buchung auf das nächste Schiff zu kommen und bei schönstem Wetter die Straight of Georgia zu überqueren.

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