Louisiana und Mississippi

Lake Charles

Von Galveston aus führte unser Weg nach Osten, hinein nach Louisiana. Bei Lake Charles wollten wir die Nacht verbringen. Hier darf man an der Uferpromenade über Nacht parken und im Auto übernachten. Zunächst aber kehrten wir - auf Empfehlung von Justin und Carrie - ins Steamboat Bill's ein. Wir wollten dort zum ersten Mal die berühmte Südstaatenküche und dabei insbesondere die Cajunküche ausprobieren.

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Hier standen leckere Gerichte wie Gumbo, Crawfish-Etoufée, Jambalaya und Gator-Bites auf der Karte. Um einen größtmöglichen Überblick zu bekommen, haben wir möglichst von allem ein bisschen bestellt. Die Küche ist insgesamt sehr reichhaltig und würzig, manchmal etwas scharf, aber sehr lecker. Die fritierten Alligatorstücke haben es besonders Jakob angetan, während ich den Flusskrebs-Eintopf als meinen Favouriten auserkoren habe. Dachten wir bisher bei amerikanischer Küche immer an Burger, Steaks, Pommes und Coleslaw, wurden wir heute von der Vielfältigkeit der lokalen Küche überrascht.
Der Stellplatz an der Uferpromenade gefiel uns tatsächlich ganz gut. Er lag nah an der Stadt, um diese zu Fuß zu erkunden, mit Blick auf das Wasser und in unmittelbarer Nähe zu einem sehr schönen und großen Spielplatz für Jakob. Sogar einen Wasserspielplatz gab es direkt nebenan, sodass Jakob für die Zeit unseres Aufenthaltes beschäftigt war.
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So blieben wir hier spontan zwei Nächte stehen, bevor es in Richtung New Orleans weiter ging.
Zuvor allerdings verbrachten wir einen tollen Tag und eine ruhige Nacht im Palmetto Island State Park. Wir wollten den Park als Zwischenstop auf unserem Weg nach New Orleans nutzen. Hätten wir vorher gewusst, wie schön dieses Naturschutzgebiet ist, wie ruhig und abgeschieden man hier stehen kann und wie freundlich die Menschen hier sind, wären wir mindestens noch das Wochenende geblieben. Leider hatten wir bereits eine Reservierung für die folgenden Stellplätze, sodass uns die Zeit für spontane Planänderungen fehlte. Tatsächlich haben in den USA jetzt die Sommerferien begonnen, sodass wir gezwungen sind, die meisten Stellplätze vorzubuchen. Zwar hat die Hauptreisezeit noch nicht begonnen; diese startet in der Woche um, oder kurz vor dem vierten Juli, allerdings merkt man nun schon, dass die Plätze stärker frequentiert sind. Die kurze Zeit, die wir hier zur Verfügung hatten, nutzten wir aber um das umgebende Sumpfgebiet zu erkunden und mit Jakob zu spielen. Außerdem stand auch noch Wäsche waschen auf dem Plan.
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Unseren letzten Zwischenstop vor New Orleans legten wir im Lake End Park bei Morgan City etwa 120 Kilometer westlich von New Orleans ein. Hier war der Beginn der Urlaubssaison schon deutlich zu erkennen, denn der Platz war gut besucht. Der See lud zum Baden ein und der aufgeschüttete Sandstrand ließ einen fast schon wieder am Meer vermuten.
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Wir merkten, wie wir immer tiefer in das riesenhafte Mississippidelta kamen. Das sumpfige Gelände und die feuchten Ebenen waren allgegenwärtig. Zwischendurch fanden sich immer wieder Felder, aus denen kurze Grasbüschel in gleichmäßegem Abstand herausschauten. Erst später erfuhren wir, dass im Mississippidelta große Mengen Reis angebaut werden, der in der Südstaatenküche eine zentrale Rolle spielt. Auf den gleichen Feldern werden übrigens auch die - nicht minder wichtigen - Flusskrebse gezüchtet, nachdem der Reis geerntet ist. So werden die Felder, je nach Saison einmal für den Reisanbau und einmal für die Flusskrebszucht genutzt. Auch das für die Gegend so typische Spanische Moos sahen wir immer häufiger in den Ästen der Bäume hängen.
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New Orleans

Für New Orleans wollten wir uns drei Tage Zeit nehmen, um die Stadt zu erkunden. Von unserem Stellplatz aus, südlich der Stadt konnten wir uns mit einem Uber in 20 Minuten in die Innenstadt bringen lassen. Mit Kind gestaltet sich so eine Taxifahrt aber immer etwas aufwändiger, da Kindersitz und Kinderwagen stets zur Grundausstattung gehören. Den Kinderwagen mitzunehmen ist ansich kein Problem. Anders sieht es mit dem Kindersitz fürs Auto aus. Im Auto lassen funktionniert nicht, also muss man den überall hin mitnehmen, oder irgendwo deponieren, während man zu Fuß unterwegs ist. Für uns war beides keine Option, also wurden unsere grauen Zellen etwas angestrengt und Julia und ich bastelten aus Jakobs Kinderwagen und dem Autositz eine Mischung aus beidem. Zusammenklappen ließ sich das Ungetüm nun nichtmehr, aber wir waren wenigstens mobil und mussten uns nicht darum kümmern, den Kindersitz irgendwo zu deponieren.
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Die Stadt hat uns wirklich überrascht, speziell das französische Viertel erinnert mit seinen bunten Backsteinhäusern, den vorgesetzten und kunstvoll verzierten Metallbalkonen, sowie den mit Blumen geschmückten Fassaden eher an eine südeuropäische Kleinstadt, als an eine typische US-Großstadt. Auch die Einstellung der Menschen steht im krassen Gegensatz zur sonst dominierenden, eher konservativen Weltanschauung; speziell in den Südstaaten. So gehört die Regenbogenflagge hier zum Stadtbild dazu und auch öffentlichem Alkoholkonsum wird hier deutlich weniger restriktiv begegnet als im Rest der USA.
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Einen ganzen Tag spazierten wir durch die kleinen Staßen des Frensh Quarters und bewegten uns dabei absichtlich etwas abseits der üblichen Touristenrouten. Zusammen mit Jakob entdeckten wir einen kleinen Spielplatz in einem öffentlichen Park, ungefähr drei Blocks von der bekannten Royal Street entfernt, im Herzen des französischen Viertels. Natürlich durften ein Abstecher an die Waterfront, ein Besuch der Kirche St. Louis und ein Bummel über den Frensh Market nicht fehlen.
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Den zweiten Tag in der Stadt nutzten wir, um mit der historischen Straßenbahn in das ehemalige Stadtzentrum zu fahren. Der Bereich um Jackson Ave., St Charles Ave. und Lousiana Ave. gehört zu den prächtigsten Vierteln der ganzen Stadt. Im späten 18. Jahrhundert haben sich hier reiche Plantagenbesitzer und andere Regionalgrößen prächtige Villen bauen lassen, die auch heute noch vom einstigen Reichtum ihrer damaligen Besitzer zeugen. Heute sind viele dieser Villen aufwändig restauriert und saniert worden und dienen ihren heutigen Besitzern dem gleichen Zweck wie damals: man zeigt was man hat - aber mit Stil.
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Whitney Plantage und Houmas House

Von New Orleans wollten wir dem Lauf des Mississippi nach Norden folgen. Dabei kommt mann immer wieder an prunkvollen Herrenhäusern vorbei. Viele dieser ehemaligen Zuckerrohrplantagen sind heute noch in Privatbesitz und einige davon lassen sich besichtigen. Viele der Häuser zeigen hauptsächlich das Leben und den Reichtum der weißen Plantagenbesitzern. Dass der Reichtum der Elite, sowie der ganzen Gegend entlang des südlichen Teil des Mississippi ausschließlich mit der Arbeit von Sklaven erwirtschaftet wurdem wird leider meist nur am Rande, oder gar nicht gezeigt.
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Eine Außnahme bildet hier die "Whitney Plantage". Dieses, von einer Stiftung unterhaltene Plantagenmuseum ist die einzige ehemalige Plantage, die sich ausschließlich auf das Leben der Sklaven im Allgemeinen und auf Zuckerrohrplantagen im Speziellen fokusiert. Dabei wird vor allem gezeigt, unter welchen Bedingungen, Menschen damals leben und arbeiten mussten und unter welcher Willkür diese Menschen damals litten. Man kann geführte Touren durch die Anlage buchen, bei der dem Besucher der Alltag der Menschen aus Sicht der Sklaven näher gebracht wird. Dabei werden auch Interviews und Tonaufnahmen mit ehemals versklavten Menschen von dieser Plantage gezeigt und abgespielt. Wir haben uns für eine sehr gut aufgearbeitete, selbstgeführte Audioguide-Tour entschieden, um den Ort und seine Geschichte in unserem eigenen Tempo zu erkunden. Während dieser Tour wurden die einzelnen Bereiche einer solchen Plantage, immer im Bezug auf die Lebensbedingungen der Menschen erklärt und näher gebracht. So konnte man beispielweise die Unterkünfte der Sklaven besichtigen, wobei hier insbesondere auf das Schicksal der dort lebenden Kinder Bezug genommen wurde.
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Besonders erschreckend ist für uns die Tatsache, dass, auch wenn die Sklaverei 1865 offiziell abgeschafft wurde, Menschen bis in die späten 1970er Jahre als "free People of Colour", offiziell als bezahlte Arbeiter, faktisch aber unter den gleichen Bedingungen wie zu Zeiten der Sklaverei, auf den Plantagen weiterarbeiten mussten und auch noch in den selben Unterkünften lebten.
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Einen gänzlich anderen Ansatz mit der Geschichte umzugehen, verfolgt die ehemalige Plantage Houmas House. Hier wird ausschließlich das Leben, der Reichtum und Wohlstand der Plantagenbesitzer und deren Familien gezeigt. Auf wessen Rücken dieser Reichtum erwirtschaftet wurde, wird nur am Rande erwähnt. Trotzdem war die Tour durch das komplett eingerichtete Herrenaus und seine Geschichte interessant und die Gärten waren recht schön angelegt. Die Tour durch die, teilweise noch bewohnten Gebäude war interessant gestaltet und wir konnten eine Menge über die Geschichte der Anlage erfahren.
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Nach einer Übernachtung auf dem Parkplatz vor Houmas House setzten wir unsere Reise entlang des Mississippi fort. In Baton Rouge, der Hauptstadt des Bundesstaates Louisiana, legten wir einen Übernachtungsstop auf einem Wallmart Parkplatz ein, nicht ohne zuvor jedoch, im Texas de Brasil ordentlich zu schlemmen. Früh ging es für uns weiter nach Norden, bis an die Grenze zum Bundesstaat Mississippi. Hier fanden wir einen ruhigen, freien Stellplatz an einer örtlichen Bootsrampe, direkt am Fluss.
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Uns gefiel der Platz so gut, dass wir spontan drei Nächte hier blieben. Besonders die Sonnenuntergänge waren ob der Farben spektakulär.
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Die Tage verbrachten wir mit faulenzen, mit Jakob spielen, arbeiten und Streckenplanung. Zwischendurch sorgten vorbeischwimmende Alligatoren für Abwechslung und die riesigen Lastkähne für leuchtende Kinderaugen.
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Natchez

Natchez gilt als eine der Städte am Mississippi, in der das Flair der alten Zeiten, als der Fluss die Lebensader der Südstaaten bildete, am besten erhalten geblieben ist. Außerdem war Natchez im späten 19. Jahrhundert eine der wohlhabensten Städte in den Südstaaten und besaß damals den größten Umschlagsplatz für Baumwolle in den gesamten USA. Ein Spaziergang durch die Stadt, ist - zumindest aus architektonischer Sicht - wie eine Zeitreise. Kaum eine andere Stadt bietet eine solche Anzahl an historischen Gebäuden aus der Zeit der Schaufelraddampfer. Fast alle diese Gebäude sind heute in Privatbesitz und für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, wirken aber allesamt gut gepflegt und liebevoll restauriert. Vor jedem historischen Haus erinnert ein Schild an die damaligen Bewohner, Besitzer, oder Erbauer, sowie den Verwendungszweck des Gebäudes über die Jahre. Die Innenstadt ist wirklich gepflegt und lädt zu ausgedehnten Spaziergängen ein. Lediglich die schwüle Hitze zur momentanen Jahreszeit hat uns von allzu ausgedehnten Erkundungstouren abgehalten.
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Etwas außerhalb von Natchez unterhält die Nationalparkverwaltung ein ehemaliges Herrenhaus inklusive aller Nebengebäude und historischen Einrichtungsgegenständen - Melrose House.
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Wir nutzten die Gelegenheit zum Besuch und bekamen eine private Führung duch das Haus. Anders als die beiden anderen Museeen, die wir bereits besuchten, diente dieses Haus ausschließlich als repräsentativer Wohnsitz, eine Plantage war daran nicht angeschlossen. Trotzdem unterhielt die Besitzerfamilie auf dem Gelände über 40 Haussklaven, die einzig und alleine zum Unterhalt des Hauses und zur Versorgung dessen Bewohnern eingesetzt wurden. Die Führung war interessant gestaltet und aufgrund der Tatsache, dass wir die sie für uns alleine hatten, durften wir uns natürlich alles ganz genau anschauen, hinterfragen und erklären lassen.
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Lake Bruin

Lake Bruin ist ein vom Fluss abgeschnittener abgetrennter Seitenarm des Mississippi. Hier wollten wir uns eine kleine Pause von unserem Alltag gönnen und im gleichnamigen State Park eine Woche Urlaub machen. Der Campground des Parks liegt ruhig und idyllisch direkt am See, inmitten eines Zypressenwaldes. Die Plätze direkt am Wasser sind natürlich begehrt und entsprechend schnell ausgebucht, besonders in der Urlaubszeit und an den Wochenenden. Wir hatten aber Glück und bekamen noch einen schönen Platz am Wasser.
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Unter der Woche hatten wir den gesamten Campground fast für uns alleine. Erst vier Plätze weiter, war wieder ein Platz von einem netten älteren Ehepaar belegt. Jakob fand den Steg, der direkt neben unserem Platz auf den See hinaus führte sehr spannend und übte sich schon mal im Angeln, während Mama und Papa damit beschäftigt waren, darauf zu achten, dass unser kleiner Mann nicht ins Wasser plumst.
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Hier ließen wir es uns mal wieder richtig gut gehen. Wir grillten Marshmellows, Steaks und Würstchen, gingen schwimmen und faulenzten in der Hängematte. Julia hatte endlich mal wieder Zeit Brot zu backen und ich konnte mich um die Website kümmern.
Von unseren Nachbarn durften wir uns Kajaks ausleihen, sodass wir auch auf dem Wasser mobil waren. Das Interessanteste hier sind wohl die überall im Wasser stehenden Zypressen. Mit dem Kajak kamen wir in Bereiche, die sonst für uns unzugänglich gewesen wären und fanden uns nach einer kurzen Paddeltour in einem richtigen, im Wasser stehenden Wald aus Zypressen wieder. Wie man sich sonst zu Hause zu Fuß durch den Wald bewegt, kann man hier mit dem Kayak im Slalom um die Bäume herum paddeln. Zwischendurch begegneten wir immer wieder einigen Schildkröten, aber auch Alligatoren gibt es hier. Diesen wollten wir nun wirklich nicht begegnen und machten uns alsbald wieder zurück in "offenes" Gewässer.
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Wir genossen die Zeit an diesem schönen Fleckchen Erde, der schon alleine ob der spektakulären Sonnenuntergänge einen Besuch wert war.
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Vom Bruin Lake fuhren wir über Vicksburg, Mississippi und Greenville, an der Grenze zu Akansas, weiter zum Arkabutla Lake, einem - heute - leeren Stausee mit angrenzendem Campground. Hier blieben wir zwei Nächte, bevor es dann weiter in Elvis' Heimatstadt, Memphis ging.

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