Mazatlan
Nach einer anstrengenden, lauten und warmen Nacht kamen wir etwas müde und gerädert in Mazatlan an. Das Ausschiffen ging schnell und problemlos vonstatten und kurze Zeit später brachten wir schon die ersten Meter im Bundesstaat Sinaloa hinter uns. Im Vergleich zur Baja zeigt sich Mexiko hier von einer ganz anderen Seite. Alles wirkt noch etwas chaotischer, enger, hektischer und lauter als auf der, wie weichgespült wirkenden, Baja Caliornia.
Uns zog es so schnell wie möglich aus der Stadt in eine etwas ländlichere Gegend. Wir fanden einen kleinen Campingplatz am Meer etwa 40 km außerhalb Mazatlans. Hier konnten wir uns ein wenig von der Fährfahrt erholen und einen Tag am Strand genießen.
San Blas
Nach einer ruhigen Nacht am Meer fuhren wir tags darauf weiter Richtung Süden. Unser Ziel war eine kleine Hotelanlage mit angeschlossenem kleinen Campground in einer ländlichen Umgebung, wieder direkt an der Pazifikküste, in der Nähe von San Blas. Hier wollten wir zwei Nächte bleiben bevor wir Richtung Tequila aufbrachen. Die Hotelanlage war bereits ein bisschen in die Jahre gekommen, wurde aber von einer älteren Dame liebevoll gepflegt und geführt. Das Highlight war sicherlich der parkähnliche riesige Garten mit mehreren versteckten Pools und die grandiose Aussicht auf den Pazifik und den Sonnenuntergang.
Uns gefiel es hier so gut, dass wir unseren Aufenthalt spontan noch um zwei weitere Nächte verlängerten. Hier konnten wir uns entspannen und Jakob konnte im Garten toben, planschen , Laufrad fahren und all das machen, was Kinder eben so tun. Speziell für einen Zweijährigen sind lange Fahrtage extremst anstrengend. Schließlich ist er dann einen Großteil des Tages in seinem Sitz festgeschnallt und praktisch dazu gezwungen ruhig sitzen zu bleiben. Auch wenn er von seinem Sitz aus alles sehen kann, was auf der Straße passiert, wird eine solche Fahrt für ein Kind doch sehr schnell langweilig und die aufgestaute Energie muss sich irgendwie entladen dürfen. Daher genießt er (und auch Mama und Papa) sichtlich, wenn wir ein paar Tage mal nicht fahren müssen und er richtig viel Zeit zum Spielen hat.
Tequila
Nach den erholsamen Tagen in San Blas wollten wir nun etwas tiefer in die Kunst der Tequiladestillation eintauchen und uns den Herstellungsprozess des mexikanischen Nationalgetränks genauer erklären lassen. Wo ginge das wohl besser, als in der Stadt, die als Geburtsort des Tequilas gilt: nämlich in Tequila.
Wir durften im Garten der Casa Puntual unser Camp für zwei Nächte aufschlagen und wurden von José, dem Eigentümer der Destillerie in die Geheimnisse der Tequilaherstellung eingeweiht. Vom Anbau der Agavenpflanzen bis hin zum fertigen Tequila konnten wir jeden Prozessschritt verfolgen und bekamen alles erklärt. Natürlich durfte zum Ende der Führung eine Verkostung nicht fehlen.
In Josés Distillerie wird noch vollständig auf Handarbeit gesetzt. Außerdem verwendet man in der Casa Puntual ausschließlich Agarven aus eigenem Anbau. Zugekaufte Agarvenherzen werden hier nicht verarbeitet, da José großen Wert auf Bio-Qualität legt und diese nur bei den eigenen Pflanzen garantieren kann. Gleichzeitig bedeutet das für José aber auch, ein gewisses Risiko in Kauf zu nehmen. Bedenkt man, dass eine Agarve neun Jahre bis zur Ernte braucht und die Felder danach drei Jahre zur Regeneration brach liegen müssen, kann man bereits erahnen, wieviel Fläche bewirtschaftet werden muss, um eine Saison brennen zu können. Dabei gehört die Casa Puntual mit einem Volumen von 20.000 Litern pro Jahr zu den kleineren Destillerien. Zum Vergleich: einer der größten Produzenten in Tequila, die Destillerie Don Julio, produziert über 50.000 Liter pro Tag.
San Miguel de Allende
Nach unserem interessanten Stop in Tequila ging es für uns über Guanajuato nach San Miguel de Allende. Guanajuato City wird auch als die Stadt der Tunnel bezeichnet und diese Bezeichnung ist absolut gerechtfertigt. Guanajuato City liegt in einem Talkessel und ist von drei Seiten von Bergketten umgeben. Damit verteilt sich die Stadt auf mehrere Ebenen, die allesamt mit Tunnel miteinander verbunden sind. Unterirdisch zieht sich ein ganzes Netz aus Straßen und Gassen durch die ganze Stadt und macht Guanajuato damit zum größten Schweizer Käse der Welt. In dieses unterirdische Labyrinth wollten wir uns mit unserer Dori nun definitiv nicht verirren und suchten daher einen Stellplatz außerhalb der Stadt. Guanajuato konnten wir von dort dank Uber innerhalb von ca. 40 Minuten ganz bequem erreichen. Guanajuato überraschte uns mit einer hübschen und vor allem sauberen Altstadt und seinen berühmten Markthallen, die vor Farben, Gerüchen, Lärm und Gewusel nur so brodelten. Hier warfen wir uns mitten ins Getümmel und ließen uns durch die Gänge treiben.
Nach dem Marktbesuch wollten wir uns die Stadt noch einmal von oben anschauen und fuhren dafür mit einer Schrägseilbahn auf einen der Berge, die die Stadt umschließen. Von hier oben hat man einen wunderschönen Blick auf die bunten Häuser und das Getümmel in den Gassen.
Während unseres Besuches fand hier oben auch ein Mountainbikerennen statt. Dabei fuhren die Jungs und Mädels mit ihren Rädern durch die engen Gassen, über Treppen und Mauern durch die Stadt nach unten. Ganz Waghalsige nutzten die Dächer der dicht beieinander stehenden Häuser für Sprünge über die Straßen. Wir standen daneben und bekamen vor Staunen kaum noch den Mund zu.
Von Guanajuato aus ist es nur noch eine kurze Etappe bis nach San Miguel de Allende. Hier hatten wir einen Werkstatttermin für unsere Dori bei Matthias, dem Eigentümer von Euro-Latino-Racing. Matthias kommt ursprünglich aus Deutschland und hat sich mit seiner Werkstatt auf Oldtimerrestaurationen spezialisiert, kümmert sich aber auch um Fahrzeuge von Overlandern, die bei ihm in San Miguel vorbeischauen. Für Dori stand zunächst ein Ölwechsel für Motor und Getriebe an. Außerdem hatten wir bereits seit längerem mit Vibrationen in der Lenkung zu kämpfen, die bei bestimmten Geschwidigkeiten auftraten. Hier wollten wir die Jungs von Euro-Latino Racing mal drauf schauen lassen.
Aus den geplanten Tagen wurden dann schnell zwei Wochen, die wir auf dem Hof der Werkstatt verbrachten. Zum einen war das Öl für das Getriebe nicht so einfach zu beschaffen, zum anderen nahm die Fehlersuche zum Ursprung der Vibrationen dann doch etwas mehr Zeit in Anspruch. Immerhin konnten die Lenk- und die Querschubstangen bzw. die ausgeschlagenen Kugelköpfe als Verdächtige ermittelt werden. Die Teile konnten allerdings nur über Deutschland bestellt werden, sodass wir zunächst unverrichteter Dinge, was das Lenkungsproblem anging, weiterfuhren. Unser Plan war es, unsere Reise Richtung Mittelamerika zunächst fortzusetzen, um dann im kommenden Jahr zur Reparatur zurückzukehren. Die Wartezeit in der Werkstatt nutzten wir, um uns in San Miguel ausgiebig umzuschauen. Die Stadt ist meiner Meinung nach, eine der schönsten in ganz Mexiko und insbesondere die Altstadt mit ihrer großzügigen Fußgängerzone ist wirklich sehenswert. Besonders jetzt zur Vorweihnachtszeit, sind die Straßen und Gassen mit Sternen und Girlanden geschmückt und festlich herausgeputzt.
Grutas de Tolantongo
Nach unserer zweiwöchigen Zwangspause wollten wir nun wieder ein bisschen Natur genießen und machten uns auf den Weg zu den Grutas de Tolantongo. Diese natürlichen, sich über mehrere, teils künstliche Becken, ergießenden heißen Quellen sind heute eine, über die Grenzen Mexikos hinaus, bekannte Touristenatraktion und auch bei Einheimischen äußerst beliebt. Da die Anfahrt zu den Grutas aber mit unseren Fahrzeugen etwas abenteuerlich erschien, wollten wir zuvor noch einen Zwischenstop in einem Naturpark in der Nähe von Ixmiquilpan einlegen. Dieser kleine Park liegt inmitten einer kleinen Schlucht, entlang eines schmalen Flusses. Hier kann man direkt am Wasser sein Camp aufschlagen und die Stille und die Natur genießen.
Uns war zwar bewusst, dass der Weg zu den Grutas anstrengend werden sollte, aber dass wir bereits auf den ersten Kilometern ein paar brenzlige Situationen erleben sollten, wussten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht. Wir wussten, dass auch Busse zu der Touristenatraktion fuhren, also ging ich davon aus, dass es kein Fehler sein dürfte, den Straßenschildern zu folgen, die den Weg zu den Grutas bereits in Ixmiquilpan vorgaben, anstatt auf unser Navi zu hören. Das Ergebnis war, dass wir mit unserer Dori mitten in der Altstadt landeten und die Staßen und Gassen immer enger wurden. Insbesondere parkende Autos, Stromkabel, Marktstände und Werbetafeln ließen uns teils heftig schwitzen.
Glücklicherweise schafften wir den Weg durch die Stadt ohne Zwischenfälle und erreichten schon bald die Einfahrt zu den Quellen. Von hier führt der Weg steil nach unten. Insgesamt 1000 Höhenmeter sind über mehrere Serpentinen zu meistern, und wir waren wieder einmal froh um unsere Staudruckbremse, um unsere 12 Tonnen schwere Dori sicher zu verzögern. Unten konnten wir uns dann einen Stellplatz direkt am türkisblauen Fluss aussuchen, der von den Quellen gespeist, über mehrere Kaskasden abfallend, durch die Schlucht fließt und mit seinem angenehm warmen Wasser zum Baden einlädt.
Natürlich genossen wir die Möglichkeit jederzeit im warmen Wasser zu baden. Die heißen Quellen, die sich über mehrere Pools ergossen, wollten wir aber natürlich auch besuchen. Der Weg dorthin stellte sich als einigermaßen anstrengend heraus zumal der Wanderpfad zu den Pools logischerweise stetig bergauf führte. Es forderte einiges an Überzeugungsarbeit, Jakob immer wieder dazu zu motivieren, tapfer weiter zu marschieren und den Anstieg zu meistern. Unserer Meinung nach haben sich die Strapazen aber gelohnt, besonders weil nach der Anstrengung ein entspannendes Bad in dem mineralhaltigen Wasser wartete.
Die Aussicht auf die umliegenden Berge war toll und wir genossen die Zeit, die wir hier verbringen durften.
Insgesamt blieben wir vier Nächte in dieser Gegend und ließen die Seele baumeln. Immer wieder hüpften wir ins warme Wasser oder pilgerten zum angrenzenden Wasserfall, über den das heiße Wasser in ein vorgelagertes Becken stürzt und von dort den Fluss speist. Hinter dem Wasserfall gelangt man in eine Höhle, die weit in den Berg hinein führt und sich in mehrere unterschiedlich tiefe Pools aufteilt. Hier kann man in einer ganz besonderen Atmosphäre baden und schwimmen und sich der Schönheit und Vielfalt der Natur bewusst werden.
Weihnachten im Kakteenwald
Von den Grutas de Tolantongo aus fuhren wir noch einmal zurück in den Park bei Ixmiquilpan. Hier verbrachten wir eine weitere Nacht und ließen unsere Wäsche waschen. Von dort aus ging es für uns weiter in Richtung Tehuacan, um dort Weihnachten in einem Naturschutzgebiet mitten in einem Kakteenwald zu verbringen. Auf dem Weg dorthin umfuhren wir Mexiko City weiträumig und kamen schließlich auf unserem Weg durch Puebla City, an den Vulkanen Iztaccihuatl, Popocatépetl und La Malinche vorbei. Kurz vor Puebla verbrachten wir die Nacht auf dem Hof einer Tankstelle. Um 5:30 morgens wurden wir von lauter Musik neben uns geweckt. "Ganz toll" dachte ich, "Der Parkplatz ist riesig und der Typ muss sich ausgerechnet direkt neben uns seine mexikanische Schlager-Playliste reinziehen" Bei genauerem Hinsehen entpuppte sich "der Typ" als die Besatzung dreier Polizeifahrzeuge. Offensichtlich haben wir uns unwissentlich auf dem Waschplatz der örtlichen Polizei breit gemacht. Die Beamten sind weiter ihrer Routine nachgegangen und haben ihre Autos einfach neben uns gewaschen. Nach einer kurzen Begrüßung und den üblichen Fragen nach woher und wohin haben die Beamten die Autowäsche beendet und sind winkend abgerückt. Wir haben uns nie unwohl oder unwillkommen gefühlt, unsere Nacht war nach der Aktion aber trotzdem vorbei.
Der Weg zum Kakteenwald führte über eine kleine Bergstraße an kleinen Salinen und Steinbrüchen vorbei. Damit verbunden war der LKW Verkehr sehr hoch und die kleine bergige Straße war mit den überladenen und langsamen Lastwagen völlig verstopft. Die Einheimischen überholten mit teils waghalsigen Manövern, ohne auch nur im entferntesten den Gegenverkehr einsehen zu können. Wir waren jedenfalls froh, als wir nach knapp einer Stunde den Eingang zum Naturschutzgebiet erreichten und uns über eine kleine und steile Schotterpiste nach unten ins Tal vorarbeiten konnten. Hier waren wir komplett alleine und konnten die surreale Atmosphäre auf uns wirken lassen.
Unser Weihnachtsfest verlief wirklich äußerst entspannt und wurde bei angenehmen 32°C natürlich draußen gefeiert. Für Jakob gab es bereits mittags Bescherung und die Erwachsenen durften sich auf einen gemeinsamen Grillabend freuen.
Um ein bisschen Heimatgefühle aufkommen zu lassen, gab es selbst gebackene Plätzchen. Jakob hat bei den Vorbereitungen selbstverständlich tatkräftig geholfen und auch die ständige Qualitätskontrolle gewissenhaft ausgeführt. Ich finde, das Ergebnis kann sich definitiv sehen lassen.
Wir blieben noch zwei weitere Nächte in dem Kakteenwald bevor wir uns wieder Richtung Küste aufmachten.
Oaxaca
Oaxaca City ist die Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates und bietet mit seiner Altstadt, den kleinen verwinkelten Gassen und seinen farbenprächtigen Märkten einen Einblick in ein kulturell traditionelles, mit seiner ausgeprägten Künstlerszene gleichzeitig aber auch in ein modernes Mexiko. Wir fanden einen schönen, ruhigen Campingplatz in Tule, etwas außerhalb von Oaxaca City. Der Platz bietet schattige Stellplätze, sowie einen sehr sauberen und liebevoll gepflegten Poolbereich mit großer Palapa und einer großzügigen Gemeinschaftsküche. Hier wollten wir drei Nächte verbringen, um uns die Gegend um Oaxaca und natürlich die Innenstadt anzuschauen. Besonders die vielen Märkte in der Altstadt sind definitiv einen Besuch wert. Hier findet sich einfach alles. Vom Allzweckreiniger bis zum Zahnersatz sucht man hier kaum etwas vergebens. Wer traditionelle Küche mag und gerne fleischlastig isst, der kommt eigentlich um die zahlreichen Essensstände in einem gesonderten Bereich der Markthallen nicht herum. Hier reiht sich ein Grillstand an den andern, alles ist dunkel vom Ruß der offenen Holzkohlegrills und die Luft ist von Rauch durchsetzt. Wer unter Atemnot leidet ist hier definiv falsch. Hier wird nicht nach Stück bestellt, sondern nach Kilogramm. Alles zusammen landet dann auf dem Grill der einzelnen Stände und wird anschließend mit Beilagen und Tortilas an einen Tisch am Rande des Bereiches geliefert. Lecker, aber Verständigungsprobleme lassen keinen Genuss aufkommen, Die Atmosphäre aber ist besonders. Wer sich beim Essen allerdings leicht beobachtet fühlt sollte eine ruhigere Alternative suchen.
Ein Muss auf der Besuchsliste in Oaxaca ist die Kirche von Santo Domingo de Guzman. So unscheinbar diese von außen scheint, so prachtvoll ist sie von innen mit zahlreichen Ornamenten, Schnitzereien und Goldarbeiten verziert. Besonders die Decke zeugt dabei von der damaligen Handwerkskunst.
El Tule bietet mit dem Árbol del Tule ein touristisches Highlight. Diese mexikanische Sumpfzypresse gilt unter anderem als Baum mit dem weltweit größten Stammdurchmesser. In der Lesart der örtlichen Angaben, wird ein Durchmesser von 14,05m ausgewiesen. Andere Quellen geben hier nur 11,4m an. Damit wäre der Titel "Dickster Baum der Welt" durchaus in Gefahr und müsste an einen Mammutbaum im Westen der USA abgegeben werden. Ob es sich bei dem, zweifelsohne stattlichen Gewächs um einen einzelnen oder um eine zusammengewachsene Gruppe mehrerer Bäume handelt, ist ebenfalls nicht hinreichend geklärt. Trotzdem ist der Baum wirklich imposant und eine örtliche Berühmtheit. Auch das angegebene Alter von mehr als 2000 Jahren lässt einen ehrfürchtig innehalten und erstaunt darüber philosophieren, welche weltlichen Ereignisse dieser Baum schon "erlebt" und überlebt haben muss.
Pazifikküste
Nach dem bergigen Inland freuten wir uns alle darauf wieder zurück ans Meer zu kommen. Über San Pedro Pochutla zog es uns zunächst nach San Augustin, um hier die Zeit um den Jahreswechsel zu verbringen. Hier, so unsere Hoffnung, sollte es auch in der Silvesternacht einigermaßen ruhig bleiben. Wenn wir eines in Mexiko gelernt haben dann, dass Ruhe - besonders in der Nacht - hier ein wahrer Luxus ist. Die Anfahrt zur Küste hielt für uns aber noch einige Überraschungen bereit. Für Pochutla existiert zwar seit Neuestem eine Umgehungsstraße. Die Zufahrt hierzu war für mich aber nicht eindeutig zu erkennen. So entschied ich mich dazu, der noch beschilderten offiziellen Ortsdurchfahrt zu folgen, was sich im Nachhinein aber leider als Fehler herausstellte. Die Hauptdurchfahrtsstraße war in unserer Richtung gesperrt und die Umleitung führte uns nach Rechts mitten in die verwinkelten Gassen der Stadt. Wie die Umleitung weiterführen sollte war nicht zu erkennen, und so versuchten wir wenigstens die grobe Richtung der Hauptstraße einzuhalten. Die Strecke wurde immer enger, dazu kamen parkende Autos, entgegenkommende Mofas und Fußgänger, die unüberlegt vor oder hinter uns die Straße überquerten und tief hängende Stromkabel, in die Straße ragende Vordächer der eng beieinander stehenden Häuser. Vor einer engen 90° Kurve verschaffte ich mir kurz zu Fuss einen Überblick. Es wurde sehr eng. Besonders ein Poller am Kurvenscheitel machte das Rangieren kompliziert. Irgendwie kamen wir aber durch und waren froh wieder auf der Hauptroute angekommen zu sein. Über eine gut zu befahrende Sandpiste erreichten wir schließlich unseren Stellplatz in San Augustin.
Der Campground in San Augustin ist sehr schön angelegt und wird von einem nach Mexiko ausgewanderten Briten und seiner kanadischen Ehefrau geführt. Beide sehen sich selbst als Aussteiger und führen den Platz mit einem - nennen wir es alternativen Anspruch. Eine der Regeln ist ein Kinderverbot in der Wintersaison. Leider wussten wir das nicht, sonst hätten wir uns einen alternativen Platz gesucht. Jetzt waren wir aber nun mal da und eine Alternative in der Nähe war nicht so einfach zu finden. Der Besitzer erlaubte uns zwar, auch mit Jakob zu bleiben, wirklich willkommen fühlten wir uns hier aber trotzdem nicht. Wir versuchten das Beste aus der Zeit hier zu machen und verbrachten die Tage am Strand und an unserer Dori. Wirklich wohl fühlten wir uns hier aber nie und so waren wir irgendwie froh, als wir nach drei Nächten unsere Reise fortsetzen.
Von San Augustin ging es für für uns einige Kilometer weiter nach Westen nach Manzunte. Hier standen wir ein paar Nächte auf dem örtlichen Sportplatz und verbrachten die Tage am Strand und in der, bei Backpackern beliebten, kleinen Stadt.
Von hier aus unternahmen wir eine Bootstour durch die Mangrovenwälder bei La Ventanilla um Krokodile, Schildkröten, Kormorane und Geier zu beobachten.
Dann fuhren wir immer entlang der Pazifikküste nach Osten. Mit zwei Zwischenstopps an einer Strandbar und am Rande eines kleinen Dorfes, erreichten wir schließlich die an der Grenze zu Guatemala gelegene Stadt Tapachula. Hier bereiteten wir uns auf den Grenzübertritt nach Mittelamerika vor und machten noch ein paar letzte Besorgungen. Tomatenkonserven, Reis, Nudeln und andere Lebensmittel, von denen wir wussten, dass sie in Guatemala nicht einfach zu bekommen, oder schlicht extrem teuer sind, wanderten in unseren Vorratsschrank.
Für Jakob gab es noch einen neuen Haarschnitt beim Freiluftfriseur, dafür aber mit der besten Aussicht, die man sich wünschen kann. Danach brach unsere vorerst letzte Nacht in Mexiko an.
Guatemala, wir kommen.