Las Vegas
Eigentlich versuchen wir Großstädte mit einem Fahrzeu wie unserer Dori zu meiden. Um Las Vegas führt aber fast kein Weg vorbei, wenn man in Richtung Los Angeles unterwegs ist. Also versuchten wir das Beste aus der Situation zu machen und wollten der Stadt der Sünde zumindest einen kurzen Besuch abstatten. Wir fanden beim Circus-Circus Kasino einen kostenlosen Parkplatz für Dori.
Von hier aus konnten wir den Strip zu Fuß ablaufen und diese Stadt etwas auf uns wirken lassen. Leider waren viele der interessanten Kasinogärten und Wasserspiele aufgrund der Vorbereitungen zum kommenden Formel-1 Event durch Tribünen verbaut und nicht geöffnet. Die weltberümten Wasserspiele des Bellagio beispielsweise waren leider nicht sichtbar. DIe großen Kasinobereiche mit ihren einarmigen Banditen und Spieltischen waren zwar interessant, für uns mit Kind aber sicherlich nicht einladend. Da wir beide eh kein Interesse am Glücksspiel im Allgemeinen haben, sind wir auch möglichst schnell wieder aus diesen Bereichen "geflohen"; stattdessen sind wir auf der Suche nach unserem Mittagsessen über das Buffetangebot des Wynn gestolpert und haben uns spontan angemeldet. Die Wartezeit am Einlass zum Buffet betrug etwas über eine Stunde, aber was soll ich sagen, die Warterei hat sich gelohnt.
Das Buffet war wirklich einladend, die Auswahl gigantisch und das Essen tatsächlich gut. Wir konnten uns zwei Stunden Zeit lassen und haben uns während dieser Zeit durch das gesamte Angebot gefuttert. Zwischendurch wurde das gesamte Buffet von Lunch auf Dinner umgestellt, wodurch wir in den Genuss vom Besten aus beidem kamen.
Nach ausgiebiger Völlerei unternahmen wir noch einen kleinen Verdauungsspaziergang den Strip entlang. Da Jakob aber durch die ständige Reizüberflutung völlig erschöpft war, haben wir uns dazu entschieden, zurück zu unserer Dori zu laufen um uns auf den Weg zu unserem heutigen Übernachtungsplatz zu machen. Über "Harvest Host" haben wir einen Stellplatz an einem Golfplatz in einem der Randbezirke von Las Vegas gebucht. Hier standen wir sicher und einigermaßen ruhig, bevor wir am nächsten Morgen nach Kalifornien aufbrachen.
Mojave Wüste
Bevor wir uns wieder in die nächste Großstadt aufmachten wollten wir noch etwas Einsamkeit und Ruhe genießen und fuhren in das Mojave National Preserve. In der Nähe des verschlafenen Nestes Kelso schlugen wir uns von der, durch das Gebiet führenden Straße, nach Westen zu den Kelso Sand Dünen durch. Die Sanddünen machen einen großen Teil dieses Naturreservates aus und geben einem das Gefühl tatsächlich in einer Wüste unterwegs zu sein. Mit Fahrzeugen kommt man fast bis an die Sandberge heran; sie mit Fahrzeugen direkt zu befahren ist aber verboten. Unseren Stellplatz fanden wir auf einem einfachen BLM Campground direkt an den Dünenausläufern mitten im Sand.
Hier konnte Jakob nach Herzenslust im Sand buddeln und mit Papa unzählige Löcher graben. Einen vergrabenen Schatz haben wir bei der Buddelei dann auch noch gefunden. Beim Graben stießen Jakob und Papa plötzlich auf etwas hartes und gelbes. Schnell war das Etwas ausgegraben und stellte sich bei genauerem Hinsehen als Nivelierblock für Wohnwägen heraus. kurz darauf stießen die beiden Schatzsucher auf noch einen weiteren dieser Kunststoffplatten und förderten kurz darauf noch weitere zu Tage. Am Ende der Schatzsuche lagen acht dieser kleinen Helferlein neben unserer Dori. Das Schöne an diesen Teilen ist, dass sie sich, ähnlich wie die bekannten bunten Steine eines großen dänischen Spielzeugherstellers zusammenstecken lassen und somit an unterschiedliche Bedürfnisse anpassen lassen. Natürlich wurde dieser Fund gleich in das Inventar unserer Dori aufgenommen und leistet uns seither wirklich gute Dienste. Eine kurze Recherche ergab, dass für ähnliche Systeme um die 10$ pro Platte ausgegeben werden muss, das ganze Set also ca. 80$ wert ist.
Natürlich haben wir aber nicht nur im Sand gespielt, sondern sind auch auf Erkundungstour durch die Dünen gegangen. Jakob hatte seinen Spass daran die Sandberge hinunter zu rennen und mit Papa fangen zu spielen.
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Santa Ana
Nach drei Tagen an diesem schönen Platz, trieb es uns weiter in Richtung Los Angeles. Wir haben uns über die Boondocker-App einen Stellplatz bei einem netten Ehepaar in Santa Ana bei LA gesucht. Hier warteten wir auf Franziska, unseren Besuch aus Deutschland, die uns für die nächsten drei Wochen auf unserer Reise begleiten wollte. Gleichzeitig nutzten wir die Zeit, uns auf die Suche nach einer zweiten Kühlbox zu machen. Unser Kühlschrank ist für unsere Zwecke zwar ausreichend dimensioniert, das Gefrierfach ist allerdings viel zu klein und zum Einfrieren von frischen Lebensmitteln nicht geeignet. Im Onlineshop von REI wurden wir fündig, konnten uns die Box aber mangels Adresse nicht zuschicken lassen. Eine Abholung im Store vor Ort war aber möglich und so begleitet uns seither eine Dometic CFX3-25 auf unserer Reise.
Am 14. Oktober ging es nun also zu viert weiter. Von Santa Ana ging es nunmehr wieder in Richtung Osten. In Yuma, Arizona, direkt an der mexikanischen Grenze gelegen, warteten unsere neuen Reifen auf uns, die wir in Virginia bestellt hatten. Weit sollten wir allerdings nicht kommen. Kurz hinter Santa Ana verschluckte sich Dori einmal kurz und hatte plötzlich keine Leistung mehr. Mitten auf dem Highway blieben wir am Berg liegen. Der Motor ließ sich nicht mehr starten und neben uns donnerten die LKWs vorbei. Relativ schnell war klar, dass der Motor keinen Diesel mehr bekommt und die Dieselfilter wohl der Übeltäter sein müssten. Also kurz die alten Filter ausgebaut, die neuen aus der Ersatzteilkiste geholt und... Schock, die Ersatzfilter waren zu groß und passten nicht. Da standen wir nun und wussten nicht wirklich weiter.
Glücklicherweise hielt Jorge kurz darauf hinter uns und bot seine Hilfe an. Mit Julia fuhr er zum nächsten Teilehändler und schaffte es irgendwie die richtigen Dieselfilter aufzutreiben. Der Einbau war schnell erledigt und siehe da, unsere Dori lief wieder. Unseren ausgesuchten Übernachtungsplatz konnten wir aufgrund der Zwangspause heute leider nicht mehr erreichen, aber Jorge bot uns an, uns auf den Betriebshof seines Arbeitgebers zu stellen. Hier wollten wir die Nacht verbringen um am nächsten Tag die Staudruckklappe zu reparieren, dies sich zu allem Überfluss irgendwann auch noch verabschiedet hatte. Eine Druckluftleitung, die zum Stellzylinder der Klappe führt war gerissen und setzte damit den Stellzylinder außer Funktion. Mit einem Stück Bremsleitung und zwei Schraubverbindern haben wir es geschafft, die Leitung zu flicken und haben nun, dank Jorge, wieder eine funktionierende Zusatzbremse.
Yuma
Nach unserer kurzen Zwangspause beeilten wir uns, nach Yuma in Arizona zu kommen. Hier hatten wir einen Termin zum Reifen tauschen, da unsere alten Pneus inzwischen schon wirklich mitgenommen waren und das Ende ihrer Laufleistung erreicht haben. Kurz vor der Stadt führt der Highway einige Meilen entlang des Grenzzaunes zu Mexiko. Alle paar Meilen trifft man auf Einheiten des Grenzschutzes, die die Grenze überwachen. Für uns Mitteleuropäer, die offene Grenzen und freien Grenzverkehr gewohnt sind, mutet diese Szenerie ungewohnt an und es schwingt auch immer ein Gefühl von Unbehagen mit. Die meisten Leute, mit denen wir auf unserer bisherigen Reise Kontakt hatten, haben Vorbehalte gegenüber Mexiko und erschrocken reagiert, wenn wir erwähnt hatten, dass wir nach Mexiko fahren möchten. Dieser Grenzzaun verdeutlicht diese Vorbehalte der Amerikaner und ist meiner Meinung auch ein Ausdruck von Vorverurteilung gegenüber einer ganzen Nation.
Kurz vor Yuma übernachteten wir auf dem Gelände einer ehemaligen Militärbasis aus dem zeiten Weltkrieg.
Von hier aus war es nur noch ein Katzensprung in die Stadt und zu unserem Reifenhändler. Leider hatte sich dieser im Tag vertan und uns erst am folgenden Tag eingeplant. Für uns hieß das das Beste aus der Situation zu machen. Glücklicherweise haben wir schon im vorraus einen Übernachtungsplatz bei einem netten Ehepaar zu Hause, etwas außerhalb der Stadt gesucht. Hier wurden wir wirklich herzlich aufgenommen und durften uns im weitläufigen Garten nach Herzenslust ausbreiten. Wir durften Golfbälle abschlagen, mit dem ATV hinter dem Haus durch das alte Flussbett fahren und Jakob durfte mit dem Bagger spielen.
Am folgenden Tag fuhren wir früh zur Reifenwerkstatt und konnten nun endlich unserer Dori neue Reifen verpassen lassen. Meine Hilfe wollte der Reifenhändler nicht annehmen. Stattdessen durften wir sein Auto nutzen und konnten uns so einen schönen Tag in Yuma machen. Wir nutzten die Zeit zum Einkaufen und Bummeln.
Abends kehrten wir nocheinmal zu unserem letzten Nachtplatz bei dem netten Ehepaar zurück, um am kommenden Tag in Richtung mexikanischer Grenze aufzubrechen.
Die USA haben uns wirklich fasziniert. Die Landschaften sind unglaublich vielfältig und haben ihren ganz eigenen Reiz. Die Menschen, mit denen wir in Kontakt waren waren immer freundlich und unserer Einschätzung nach ehrlich an unseren Geschichten interessiert. Auch wenn Amerikaner in Europa als oberflächlich gesehen werden, haben wir uns jederzeit willkommen gefühlt und hatten nie den Eindruck als wandelnde Dollarnote angesehen zu werden. Uns hat die Zeit in den USA jedenfalls sehr gut gefallen freuen uns aber schon sehr auf den nächsten Reiseabschnitt und den bevorstehenden Kulturschock, der uns in Mexiko sicherlich erwartet.