Grenzübergang Mexiko - USA
Für den Grenzübertritt in die USA haben wir uns den kleinen und wenig frequentierten Grenzübergang zwischen Nueva Guerrero und Falcon Heights, etwa 100 Kilometer südlich von Laredo, ausgesucht. Hier wird der Rio Grande zu einem Stausee aufgestaut, wobei die Staumauer gleichzeitig als Grenzbrücke genutzt wird. Wir mussten hier weder auf der mexikanischen, noch an der US Grenzstation in einer Schlange warten um abgefertigt zu werden. Tatsächlich mussten die mexikanischen Grenzbeamten erst noch ihre Computer hochfahren, um uns abfertigen zu können, was in gewisser Weise darauf schließen lässt, dass kaum mehr als eine Handvoll Fahrzeuge pro Tag hier durch kommen. Entsprechend groß war das Interesse an uns und besonders an unserem Fahrzeug. Damit will ich keinesfalls behaupten, dass wir aus Langeweile besonders gründlich kontrolliert wurden. Im Gegenteil, begegneten wir hier doch unglaublich freundlichen Menschen, die einfach an unserer Geschichte und unserer Reise interessiert waren. Natürlich mussten unzählige Fotos gemacht werden, bevor wir mit überschwänglichem Winken verabschiedet wurden. Etwas wehmütig fuhren wir durch das geöffnete, schwere Tor, das die Straße zum Damm trennt und bewegten uns nun im Niemandsland zwischen den beiden ungleichen Nachbarn. Die Ausreise hat insgesammt keine 20 Minuten gedauert, aber die Einreise in die Staaten stand uns ja noch bevor.
Auch an der US Grenzstation waren wir das einzige Fahrzeug. Hier stellten wir unsere Dori am Zollgebäude ab und wurden von den Grenzbeamten freundlich begrüßt. Nach dem üblichen woher und wohin wurden wir gebeten, alle Türen und Klappen unseres Fahrzeuges zu öffnen und im Büro zu warten. Hier wurde unsere Dori also das erste Mal auf der gesamten Tour etwas gründlicher als nur oberflächlich durchsucht. Die Einreise für uns drei war dank Visum schnell erledigt und auch unsere Fahrzeugschlüssel bekamen wir nach 15 Minuten und erfolgter Fahrzeugdurchsuchung wieder zurück. Damit war auch diese "Hürde" genommen und wir durften nach Texas einreisen.
Houston
Da wir ja aufgrund der Ereignisse in den vergangenen Wochen ein bisschen unter Zeitdruck geraten sind, haben wir unseren ursprünglichen Plan, der Golfküste nach Houston zu folgen, aufgegeben und sind auf direktem Weg in Richtung Ost-Texas gefahren. Auf halbem Weg haben wir im Goliad State Park übernachtet. Hier konnten wir unseren Wassertank auffüllen und außerdem, dank Klimaanlage und Stromversorgung, eine angenehm kühle Nacht verbringen. Bei Beeville fanden wir ein deutsches Restaurant, welches von einem Berliner Ehepaar betrieben wird. Hier durften wir, nach langer Zeit mal wieder ein kleines bisschen Heimat erleben - zumindest kulinarisch. Ich muss zugeben, dass ich nach anfänglicher Skepsis, hinsichtlich der Authentizität der Gerichte, doch positiv überrascht war.
Die Großstadt Houston versuchten wir weiträumig zu umfahren. Aus westlicher Richtung kommend, mussten wir einmal ganz an den östlichen Rand in Richtung Hafen. Unsere Ferienwohnung lag in La Porte, direkt an der Küste. Hier konnten wir Dori in der Einfahrt abstellen, während wir unseren Hausstand vom Auto in die Wohnung verlegten. Es ist schon erstaunlich, was wir auf unserer Reise so alles dabei haben, das uns den Alltag in unserem rollenden zu Hause erleichtert. Und dabei konnten wir noch auf die meisten Küchenutensilien aus der Ferienwohnung zurückgreifen. Die erste Nacht in unserem zeitweiligen neuen zu Hause war gewöhnungsbedürftig und viel zu kurz. Zu aufgeregt waren wir wegen der baldigen Ankunft von Oma und Opa. Den Transfer von der Ferienwohnung zum Flughafen haben wir vorgebucht. Mit unserer Dori wollten wir die Fahrt quer durch die Stadt, sowie die Navigation und Parkplatzsuche am Flughafen vermeiden. Pünktlich um 11 Uhr wartete unser Uber vor der Tür. Schnell noch den Kindersitz eingebaut und schon waren wir auf dem Weg zu Ankunftsterminal.
Das Warten dauerte Jakob natürlich viel zu lange, viel zu aufgeregt war er ob dem Wiedersehen mit Oma und Opa. Schließlich haben wir uns alle seit über einem Jahr nicht mehr gesehen. Das Flugzeug mit den beiden an Bord war schon längst gelandet und die Frequenz, mit der die Reisenden durch die Tür in den öffentlichen Wartebereich traten wurde deutlich weniger. Ein kleines bisschen machten wir uns doch Sorgen um die Zwei. Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, kamen sie dann doch noch durch die Tür. Jakob war natürlich ganz aus dem Häuschen und freute sich riesig. Und ich glaube Oma und Opa freuten sich auch. Jetzt mussten wir nur noch unseren Mietwagen abholen und schon konnte es für uns alle zurück zur Ferienwohnung gehen.
Natürlich nahm Jakob Oma und Opa sofort in Beschlag und konnte es überhaupt nicht verstehen, dass die beiden am liebsten sofort ins Bett fallen wollten. Er war ja schließlich noch überhaupt nicht müde. Trotzdem fielen wir heute Abend alle ziemlich erschöpft ins Bett. Am nächsten Morgen stand nach einem ausgedehnten Frühstück erst mal Einkaufen auf dem Plan. Oma und Opa waren beide überwältigt von dem Warenangebot und der Größe der Supermärkte hier (besonders hier in Texas) und Jakob musste ihnen natürlich alles zeigen. Große Sightseeingexkursionen unternahmen wir nicht, wollten aber auch nicht komplett darauf verzichten. Unter anderem stand ein Besuch in Galveston auf dem Programm, sowie ein Zwischenstop bei Cabelas bzw. einer Filiale der Bass Pro Shops, einem der größten Einzelhändler für Outdoor-, Jagd- und Fischereizubehör.
Natürlich durfte auch ein Besuch des Kennedy Space Centers der NASA nicht fehlen. Hier sitzt unter anderm ein Großteil der Entwicklungsteams der NASA. Außerdem ist hier noch immer Mission Control beheimatet, von wo aus auch noch heute alle von der NASA durchgeführten Raumfahrtmissionen geleitet werden.
Einen ganzen Tag nahmen wir uns für den Besuch der Einrichtung Zeit. Besonders spannend war der Besuch des historischen Mission Control Centers, von wo aus die ersten Flüge ins All durchgeführt wurden. Auch die erste Mondlandung wurde von hier überwacht und geleitet. Heute ist das Gebäude mit den orginalen Einrichtungsgegenständen vom 20. Juli 1969 rekonstruiert und während eines Besuches kann man die Mondlandung vom originalen Besucherraum nachempfinden, wie sie auch damals im Kontrollraum abgelaufen ist.
Natürlich gibt es auf dem Gelände noch mehr zu entdecken, unter anderem einen originalen Space Shuttle Carrier auf Basis einer umgebauten Boing 747 mit Space Shuttle Nachbau, Rekonstruktionen von Landefahrzeugen, Raketen und Teile unterschiedlicher Weltraumstationen. Eigentlich ist ein Tag viel zu kurz um sich alle Ausstellungen genau anzuschauen, aber irgendwann wurde es Jakob natürlich zu langweilig und außerdem bekam er langsam Hunger.
Natürlich mussten wir mit Oma und Opa auch landestypisches Essen probieren und wo kann man das besser, als bei einem typischen BBQ. Hier wird mit Gegrilltem nicht gegeizt und wir konnten uns durch die langsam über offenem Feuer gegarten und im Rauch geräucherten Köstlichkeiten her machen.
Auch die Zeit mit Jakob durfte für Oma und Opa nicht zu kurz kommen und so ging es jeden Tag auf einen der unzähligen Spielplätze in der Nähe. Besonders die Wasserspielplätze haben es Jakob angetan. DIese sind hier an der Küste weit verbreitet, kostenlos und immer sehr gut gepflegt - wie eigentlich alle Spielplätze in den USA.
Viel zu schnell war die Zeit mit Julias Eltern wieder vorbei und es wurde Zeit, die beiden wieder zum Flughafen zu bringen. Während es für Oma und Opa wieder zurück nach Huse ging, zogen wir wieder in unsere Dori.. Eine letzte Nacht schliefen wir noch in der Wohnung, nutzten nochmals die Möglichkeit zum Wäsche waschen und den Komfort einer Spülmaschine. Schließlich setzten auch wir unsere Reise durch die Südstaaten der USA fort.
Während unserer Zeit im Westen der USA im Sommer 2023, half uns Justin mit der Logistik und der Montage unserer damals neuen Reifen. Außerdem half er Mani und Moni mit einem Stellplatz für ihren Bruno während ihres Deutschlandaufenthaltes. Justins Familie lebt südlich von Houston und damit nicht weit von unserem momentanen Aufenthaltsort entfernt. Was lag also näher,als Justin und seiner Familie einen Besuch abzustatten.
Justin und seine Frau Carrie empfingen uns herzlich und boten uns an, bei ihnen auf dem Hof für die Nacht stehen zu bleiben. Am Abend luden sie uns zum Abendessen ein und am nächsten Morgen wurden wir mit einem herzhaften Frühstück überrascht. Für Jakob war das Gelände rund um das Wohnhaus der Familie ein einziger Abenteuerspielplatz. Zusammen mit Justin durfte er jedes auf dem Hof abgestellte Fahrzeug mindestens einmal fahren. Sogar ein Pinzgauer hat Justin im Bestand, mit dem Jakob und er die Wiese und den Wald hinter dem Haus unsicher machten.
Aus den geplanten zwei, wurden letztlich fünf Tage, die wir bei Carrie und Justin standen. Jeden Tag durften wir etwas Neues mit den beiden erleben und jeden Tag fühlten wir uns ein bisschen mehr in der Familie angekommen. Besonders Jakob genoss die Zeit hier in vollen Zügen.
Am Wochenende wollten wir zusammen mit Justins Familie an den Strand fahren. Wir fuhren mit Dori nach Matagorda, während Justin mit seinem 6x6 Freightliner der US Navy voraus fuhr. Da man in Texas fast überall mit eigenen Fahrzeugen am Strand fahren und stehen darf, suchten wir uns eine schöne Stelle und verbrachten den Nachmittag gemeinsam.
Gegen Abend dann verabschiedeten wir uns von Justin, Carrie und ihren beiden Kindern. Sie wollten wieder nach Hause zurück, während wir das Wochenende hier am Strand verbringen wollten. Uns gefiel der Platz hier am Meer eigentlich ganz gut, sodass wir direkt an Ort und Stelle stehen bleiben wollten.
Leider konnte Justin an seinem 6x6 die Vorderachse auf einmal nichtmehr zuschalten, sodass nur die beiden Hinterachsen angetrieben wurden. Natürlich kam was kommen musste und der schwere LKW blieb im weichen Sand stecken. Verschiedenste Versuche das Fahrzeug wieder frei zu bekommen scheiterten. Mehrere Strandbesucher boten mit ihren Pickups und Geländewagen ihre Hilfe an, aber keiner konnte das 10 Tonnen schwere Fahrzeug aus dem Sand befreien. Schließlich machten wir unsere Dori wieder fahrbereit und brachten uns vor dem Freightliner in Position. Ein kurzes Anfahren und ein leichter Tritt auf das Gaspedal unserer alten Dame genügte und der zu 6x4 degradierte 6x6 hatte wieder festen Boden unter den Rädern.
Nach dieser Aktion begleiteten wir Justin und seine Familie natürlich noch bis zur Zufahrt zum Strand und wollten uns anschließend in der Nähe einen neuen Schlafplatz suchen. Justin aber wollte unbedingt, dass wir wieder zurück zu ihnen nach Hause kommen um das Wochenende mit ihnen gemeinsam zu verbringen. Also ging es durch die Nacht zwei Stunden lang zurück zu Justins Grundstück. Die folgenden zwei Tage unternahmen wir noch einen Ausflug zu einem Reptilienzoo. Hier bekamen wir Alligatoren, Krokodile und Schildkröten zu sehen und konnten diese auch füttern.
Auch nach fast einer Woche bei Carrie und Justin zu Hause wurden wir jeden Tag zum Essen eingeladen. Egal, ob wir außwärts Essen waren, oder zu Hause gekocht wurde. Zu keiner Zeit wurde uns gestattet bei den anstehenden Arbeiten zu helfen, oder gar auch nur für einen Teil der Kosten aufzukommen. Für Jakob allerdings machte Carrie dann doch gerne eine Ausnahme.
Schließlich kam dann doch die Zeit, endgültig Abschied zu nehmen. Abschied von einer wahnsinnig netten Familie, großartigen Menschen und einzigartigen Momenten, die wir miteinander verbringen durften. Doch gerade, als wir losfahren wollten, wurde vor einem nahenden, heftigen Gewitter gewarnt, sodass wir dieses erstmal vorbeiziehen lassen wollten. Innerhalb von Minuten wurde es bedrohlich dunkel und der Wind blies mit bedrohlichen 80 mph. Schließlich öffnete der Himmel seine Schleusen und es begann heftigst zu regnen. Gemeinsam flüchteten wir ins Haus und harrten der Dinge, die noch kommen mochten. Der Regen peitschte gegen die Fenster und der Donner lies die Wände zittern. Nach einer Stunde war das Unwetter endlich vorbeigezogen und wir verabschiedeten uns ein drittes und diesmal auch endgültiges Mal von der Familie. Wir durften hier so viel Herzlichkeit und Gastfreundschaft erfahren, wie sie uns selten begegnet ist und wir können nicht oft genug wiederholen, wie sehr wir die Zeit bei Justin und seiner Familie genossen haben. Danke Carrie und Justin für diese wundervolle Zeit mit euch. Wir freuen uns schon darauf, wenn ihr uns nächstes Jahr in Deutschland besuchen kommt.
Galveston
Unser nächstes Ziel in Texas, bevor wir diesen riesigen Bundesstaat verlassen, war Galveston. Hier waren wir schon einmal mit Julias Eltern für einen Tagesausflug. Dieses Mal wollten wir uns auf dem Campground im Galveston State Park einmieten, um noch ein bisschen Strandluft zu schnuppern, bevor es endgültig weg von der Küste, ins Landesinnere geht. DIe Fahrt nach Galveston führte entlang der lang gezogenen Küstenlinie am Golf von Mexiko. Immer wieder kamen wir an den hier typischen, auf Stelzen gebauten Strandhäusern vorbei. Bei dem Sturm von letzter Nacht, mit Sicherheit kein angenehmer Aufenthaltsort, aber bei Sonnenschein ein wirklich schöner Anblick. Der Galveston State Park liegt direkt am Meer mit seperatem Strandzugang und zieht sich noch mehrere Meilen ins von Marschen durchzogene Hinterland. Hier kann man wunderbar wandern, angeln und Kanu fahren, wenn man nichts gegen die millionenfach vorkommenden Stechmücken hat. Wir wollten uns den kleinen Plagegeisten nicht aussetzen und haben uns daher hauptsächlich in Strandnähe aufgehalten. Hier hat der stetige Wind für ein Ausbleiben der kleinen Biester gesorgt. Dafür brachte die stetige Brise aber andere kleinere Schwierigkeiten mit sich.
Insgesamt verbrachten wir hier vier Nächte und genossen die Zeit zu dritt. Am letzten Tag besuchte uns Carrie mit ihren beiden Jungs noch einmal und wir durften noch einmal eine wundervolle Zeit gemeinsam erleben. Von hier aus führte uns unsere Reise weiter nach Lousiana.