Valley of the Gods
Wer kennt nicht die charakteristischen Tafelberge und Hoodoos des Monument Valleys, die bereits in unzähligen Wildwest Filmen als Kulisse dienten; die imposanten und gleichzeitig filigran wirkenden Sandsteintürme, welche wie kaum ein anderes Wahrzeichen mit den USA in Verbindung gebracht werden. Auch wir wollten uns den Abenteuern von John Wayne und Co näher fühlen und fuhren in Richtung des Parkeingangs. Nun muss man wissen, dass der zum Monument Valley gehörende Park auf Navajogebiet liegt und damit als Privatbesitz zählt. Damit wird das Monument Valley auch nicht von NPS (National Park Service) verwaltet, sondern von einem Privatunternehmen, welches wiederum im Besitz der Navajo ist. Die Jahreskarte des NPS gilt hier nicht, allerdings muss man fairerweise auch sagen, dass der Eintritt mit 8$ pro Person und Tag wirklich nicht teuer ist. Was für uns aber ein Problem darstellte war die Tatsache, dass die Einfahrt in das Gebiet nur mit PKWs möglich ist. Allradfahrzeuge, ATVs und RVs sind grundsätzlich verboten. Für uns blieb damit nur die Möglichkeit, mit einer geführten Tour in das Gebiet zu kommen, was für uns allerdings keine Option darstellte. Zum einen war eine Tour für uns finanziell nicht attraktiv, zum anderen. widersprach eine geführte Tour irgendwie dem grundsätzlichen Gefühl, welches in dieser einsamen Weite aufkommen will. Also fuhren wir stattdessen in das nahegelegene Valley of the Gods, welches dem Monument Valley landschaftlich ähnlich ist, aber vom BLM (Bureau of Land Management) verwaltet wird und damit frei zugänglich ist. Auch frei campen ist an vielen Stellen im Valley of the Gods problemlos möglich. Hier schlugen wir für vier Nächte unser Camp direkt unter einem imposanten Hoodoo auf und genossen die unendliche Weite und absolute Stille in dieser gigantischen Gegend.
Diese Gegend ist bei Quadfahrern und Offroadenthusiasten überaus beliebt, wobei der Rundtrail nicht unbedingt fahrerisches Können abseits der Straße oder gar ein geländegängiges Fahrzeug voraussetzt (jedenfalls nicht bei Trockenheit). Trotzdem macht die Fahrt entlang der Canyons und zwischen den Sandsteingebilden wirklich Spass. An jeder Ecke baut sich ein weiteres Fotomotiv vor einem auf; jedes noch schöner als das Vorherige. Mit dem Mountainbike wollte ich das Gebiet noch ein bisschen weiter erkunden und fuhr die Sand- und Schotterpiste, welche durch das Valley of the Gods führt, bis kurz vor dessen Ende am Highway 261. Hier führt der Highway dann in mehreren engen Serpentinen steil nach oben an den Rand des Canyons, wobei ich mir die Strapazen des Anstieges bei dier vorherrschenden Hitze ersparen wollte und rechtzeitig umkehrte.
Canyon de Chelly
Nach unserer tollen und sehr entschleunigenden Zeit im Valley of the Gods fuhren wir über den Highway 191 stetig weiter Richtung Süden. Vorbei an Mexican Water folgten wir der einsamen Straße durch kleine Ortschaften und immer wieder entlang der beeindruckenden Sandsteinformationen, bis wir schließlich das Canyon de Chelly National Monument erreichten. Auch dieser Canyon liegt mitten im Navajo Reservat, wird aber vom NPS verwaltet. Der Eintritt in den Park ist frei und die Nacht auf dem angeschlossenen Campground war mit 15$ absolut gerechtfertigt. Hier konnten wir unseren Wassertank auffüllen und unser Abwasser entsorgen. Der Canyon de Chelly wirkt im Vergleich zu den großen Nationalparks in der Nähe fast vernachlässigt und wird von den meisten Besuchern der Gegend zu Unrecht links liegen gelassen. Eigentlich schade, bietet dieser Canyon doch die einzigartige Möglichkeit mehr über die Geschichte der Hopi Indianer zu erfahren, die in diesem Gebiet ansässig waren und sich das Recht auf Besiedlung des Gebietes in einem langjährigen Prozess wieder zurückerkämpft haben. Heute leben Nachkommen dieser Ureinwohner wieder in und um den Canyon. Der Canyon selbst kann nur über geführte Touren erreicht werden, aber die Trails entlang der Abbruchkante sind frei zugänglich. Die Fahrt entlang der Rims bietet zahlreiche spektakuläre Aussichten in den Canyon und insbesondere auf die eigentümlichen Behausungen der Hopi. Zum Schutz vor Angreifern nutzten die Hopi Indianer die Steilhänge und Abbruchkanten des Canyons für Ihre Häuser. So entstanden ganze Städte, die sich fast unsichtbar und schwer erreichbar in die Felswände einfügten. Noch heute kann man die Baukunst bewundern und nur darüber staunen, wie und unter welchen Anstrengungen diese Häuser vor mehreren hundert Jahren errichtet wurden.
Leider war uns das Wetter während unseres Besuches nicht allzu wohl gesonnen und wechselte ständig zwischen Wolken und Regen hin und her. Dafür war es von der Temperatur erträglich und nicht so heiß wie üblich.
Eine Nacht verbrachten wir in dem Park und ließen uns für die 37 km des South Rim Trails fast den ganzen Tag Zeit.
Navajo National Monument
Am folgenden Tag fuhren wir den Highway 191 wieder zurück Richtung Norden bei Mexican Water bogen wir nach Westen ab und wollten eigentlich noch einige Kilometer fahren bevor wir uns einen Stellplatz für die Nacht suchten. Leider hatte unsere Dori heute aber scheinbar keine Lust sich anzustrengen und verlor immer wieder Leistung, bis sie schließlich nur noch mit 30 km/h dahinzuckelte. In Kayenta am Highway 160 standen wir schließlich auf einem Parkplatz am örtlichen Shoppingcenter und überlegten wie es jetzt weitergehen sollte. Nach einer kurzen Fehlersuche und der Konsultation mit unserer Werkstatt in Deutschland wurde der Dieselvorfilter als Übeltäter ausgemacht und kurzerhand ausgetauscht. Danach schnurrte unsere Dori wieder und die Fahrt konnte weitergehen. Kurzerhand entschlossen wir uns unsere Pläne zu ändern und ins Navajo National Monument zu fahren. Dieses lag ohnehin auf unserem Weg und liegt nur etwa 50 km von Kayenta entfernt. Der Eintritt in den Park ist frei und auch die angeschlossenen Campgrounds stehen jedem Besucher kostenlos zur Verfügung.
Wie im Canyon de Chelly kann man hier Felsenhäuser aus der Zeit der Unabhängigkeitskriege entdecken. Anders als dort sind die Felsenhäuser im Navajo National Monument aber deutlich einfacher zu erkennen und konzentrieren sich unterhalb eines gigantischen natürlichen Felsenbogens. Erstaunlicherweise sind die Häuser vom Canyonrand nicht sichtbar. Erst wenn man ein Stück in den Canyon hinabsteigt kann man die kleine Stadt erkennen. Ihre Abgeschiedenheit und die Tatsache, dass sie sehr gut versteckt sind ist wohl mit der Grund wieso die Häuser heute noch in einem so guten Zustand sind. Verständlicherweise kommt man nicht bis an die empfindlichen Bauten heran, sondern kann sie ausschließlich von der anderen Seite des Canyons aus sehen. Mit einer geführten Tour gelangt man an den Grund des Canyons unterhalb der Häuser. Die Tour selbst ist kostenlos, mit 6-7 Stunden allerdings nichts für Jakob. Wir begnügten uns daher mit den öffentlich zugänglichen Bereichen des kleinen Parks.
Uns gefiel dieser Ort so gut, dass wir uns spontan dazu entschieden zwei Nächte hier zu bleiben. Der Campground auf dem wir uns einrichteten trägt den klangvollen Namen Sunset View und die Sonnenuntergänge hier machten dem Namen Alle Ehre.
Lake Powell und Horseshoe Bend
Nach unserer Zeit im Navajo National Monument wollten wir weiter in Richtung Bryce Canyon National Park. Kurz nach unserer Abfahrt ertönte plötzlich ein unheivolles Zischen aus dem Vorderreifen der Beifahrerseite. Dieses bekannte Geräusch ließ erneut auf einen platten Reifen schließen und tatsächlich neigte sich Dori vorne links immer weiter zur Seite. Also hieß es zunächst Zwangspause für uns und unseren fahrbaren Untersatz.
Inzwischen waren wir ja einigermaßen routiniert im Reifenwechsel, sodass der Schlauch nach zwei Stunden ausgetauscht war und wir unsere Fahrt Richtung Page fortsetzen konnten. Nach dieser Aktion hatten wir nurmehr das Ersatzrad am Heck als Backup. Alle Schläuche, die wir noch mitführten, waren inzwischen aufgebraucht. Also machten wir uns auf die Suche nach Ersatz. In Page waren Schläuche unserer Größe nicht vorrätig, konnten bei Big-O-Tires aber bestellt werden. Natürlich war es jetzt Samstagmittag, sodass wir frühestens Dienstag mit der Lieferung rechnen konnten. Also änderten wir unsere Pläne erneut und blieben insgesamt vier Tage am Lone Rock Beach am Lake Powell stehen. Hier gibt es einen informellen Campground direkt am See. Der Campground wird inzwischen nicht mehr verwaltet, kann aber offiziell zum campen genutzt werden. Offiziell kostet eine Nacht hier 15$, kassiert wird die Gebühr aber schon lange nicht mehr. Der Kassenautomat ist außer Betrieb und eine Kontrolle findet nicht mehr statt. Der Platz liegt direkt am See und ist entsprechend beliebt. Stellplätze gibt es nicht. Man kann stehen wo Platz ist. Der Weg zum Strand führt teilweise durch tiefen Weichsand, wird zum See hin aber wieder fester und gut befahrbar. Das Ufer fällt nach einem ebenen Teil recht steil zum See hin ab und der Untergrund wird extrem sandig. Das hält einige wagemutige Camper jedoch nicht davon ab, ihre Gespanne durch den Weichsand bergab zu bewegen, um direkt am Wasser zu stehen. Spätestens wenn die schweren Trailer wieder nach oben bewegt werden wollen fahren sich regelmäßig Fahrzeuge am Hang fest, was immer wieder zur Belustigung aller Umstehenden führt Ein wahrliches Spektakel. Obwohl wir uns sicher waren, dass unsere Dori den Weg nach oben problemlos bewältigt hätte, wollten wir hier kein Risiko eingehen und blieben lieber oberhalb des Sees auf dem Bereich mit festem Untergrund stehen. Dafür haben wir alle dann doch zu wenig Erfahrung im Sandfahren.
Video Lake Powell:
Von Page am Lake Powell aus ist es nur ein Katzensprung zum bekannten Horseshoe Bend an den Ausläufern des Grand Canyon. Da wir uns dagegen entschieden haben den Grand Canyon National Park zu besuchen, wollten wir zumindest die 180° Kurve des Colorado River besuchen. Bis vor wenigen Jahren war diese Attraktion nicht wirklich vermarktet. Der Parkplatz war ein Schotterplatz und der Weg zum Aussichtspunkt nicht mehr als ein breiterer Trampelpfad. Heute ist der Parkplatz mit Kassenhaus, Picknikplätzen und Toiletten ausgebaut, das Parkticket kostet 10$ und der Weg ist Rollstuhlgerecht planiert. Der Blick nach unten auf den Colorado River ist aber noch immer spektakulär. Ein kleines Stückchen vom Aussichtspunkt entfernt werden die Menschenmassen weniger und man hat die Aussicht fast für sich alleine.
Wire Pass Trail
Eine weitere Attraktion in der Gegend um Page ist der weltberühmte Antelope Canyon. Der Besuch dieses Slotcanyon steht auf der Bucket Liste vieler Touristen. Wir fühlten uns bei dem Gedanken, über 100$ für den Eintritt bezahlen zu müssen, aber nicht wirklich wohl und ließen diese Attraktion daher aus. Eine gute Alternative stellt der Wire Pass Trail dar. Dieser liegt ca. 50 km westlich von Page in Arizona an der Grenze zu Utah. Der Weg dorthin führt über eine wenig pepflegte Staubpiste und wird bei Nässe kaum passierbar. Für den Wire Pass Trail ist ein Permit erforderlich, welches online beantragt werden kann. Das Permit selbst ist kostenlos, der Bestellprozess kostet aber 6$ Bearbeitungsgebühr pro Person. Über die gleiche Website kann auch ein Permit für "The Wave" beantragt werden. Der Weg dorthin verläuft zeitweilig entlang des Wire Pass. Der Trail führt entlang eines trockenen Flussbettes und führt schließlich in einen engen Canyon, dem man über mehrere Kilometer folgen kann. Dabei trifft man zwar immer wieder auf andere Besucher und Wanderer, die große Massenabfertigung wie beim Antelope Canyon bleibt hier allerdings aus.
Je tiefer man in den Canyon vordringt, desto höher werden die Wände und desto enger kommen die Felswände aufeinander zu. Am Ende des Weges öffnet sich der Fels zu einem höhlenartigen "Dom" an dessen gegenüberliegender Seite zwei weitere Canyons nach links und rechts weg führen. Diesen Pfaden kann man, wenn man möchte und entsprechend ausgerüstet ist, mehrere Tage lang folgen. An den Wänden dieses Domes finden sich noch heute alte Petroglyphen - in den Stein geritzte Bilder - die Geschichten vom Leben der Ureinwohner vor mehreren hundert Jahren erzählen.
Mehrere Stunden wanderten und kletterten wir durch die Canyons. Nach unserer Wanderung fuhren wir die 12 Kilometer über die Staubpiste zurück Richtung Highway und verbrachten die Nacht am Ende der Strecke. Tags darauf machten wir uns dann auf den Weg in Richtung Bryce Canyon National Park.