Vancouver Island
Unseren Übernachtungsplatz bei Whistler haben wir am Tag der geplanten Fährüberfahrt bereits gegen 7 Uhr verlassen, um möglichst früh am Fährterminal vorstellig zu werden. Für den von uns gewählten Zeitraum, waren bereits alle vorbuchbaren Plätze ausgebucht. So blieb für uns die Chance noch einen der begehrten "first come - first served" Plätze zu bekommen. Um kurz nach 8 Uhr durften wir uns in die Schlange der Wartenden einreihen. Vor uns warteten bereits fünf bis sechs Fahrzeuge darauf, auf die nächste Fähre fahren zu dürfen. Hinter uns aber reihte sich alsbald ein Fahrzeug an das andere und die Reihen füllten sich schnell. Nach ca. einer Stunde Wartezeit, durften wir unsere Dori in den Schiffsbauch manövrieren. Kurz darauf legten wir bereits ab und nahmen Kurs auf Nanaimo an der Süd-Ost Spitze Vancouver Islands.
Nach etwas weniger als zwei Stunden legte die Fähre in Nanaimo an und entließ ihre rollende Fracht auf die Straßen der Insel. Wir entschieden uns dazu, die städtische Umgebung möglichst zügig zu verlassen und machten uns auf den Weg nach Nord-Westen, immer entlang der Straight of Georgia. Am Stadtrand füllten wir an einer Tankstelle unsere Wasservorräte wieder auf und konnten praktischerweise auch unseren Abwassertank entleeren. Unser erstes Ziel auf Vancouver Island sollte der Little Qualicum Falls Provincial Park sein. Hier unternahmen wir eine kleine Wanderung und schauten uns die wunderschön gelegenen Wasserfälle an. Leider war der zum Park gehörende Campground bereits komplett ausgebucht, aber wir bekamen die Erlaubnis, über Nacht in der Day-Use-Area zu stehen. Wir durften auf diesem Notplatz eine wunderbar ruhige Nacht verbringen. Tags darauf fuhren wir mit unserer Dori dann über Union Bay nach Campbell River. Hier füllten wir unsere Lebensmittelvorräte wieder auf und erledigten die eine oder andere Besorgung. Von da aus führte uns eine kleine kurvige Bergstraße zum Upper Campbell Reservoir Campground. Dieser neue Campground wird von BC Hydro betrieben und ist für eine maximale Aufenthaltsdauer von 14 Tagen komplett kostenlos. Hier wollten wir zwei Nachte bleiben, bevor wir unseren Weg in Richtung Port McNeill fortsetzten. Der Campground ist sehr schön am Upper Campbell Lake gelegen und lädt zum Baden, Fischen und Entspannen ein. Die erste Nacht haben wir aus Mangel an verfügbaren Plätzen auf dem Overflow Parkplatz verbracht, bevor tags darauf ein Platz verfügbar war. Das tat der schönen Zeit, die wir hier bei bestem Wetter verbringen durften, aber keinen Abbruch.
Unsere Zeit bei Port McNeill verbrachten wir auf einem, von der hiesigen First Nation Community betriebenen Campingplatz. Hier verbrachten wir drei Nächte in Strandnähe. Man merkte deutlich, dass in Kanada nun auch die Sommerferien auf ihrem Höhepunkt angelangt waren. Der Platz war komplett ausgebucht und eine ganze Schar an Kindern und Jugendlichen bevölkerte die Umgebung. Glück für Jakob, fand er doch dadurch sehr schnell neue Spielgefährten, mit denen er den Spielplatz unsicher machen konnte. Zwar genügte der Platz mit Strom, Wasser- und Abwasseranschluss den geltenden Standards, die Sanitäreinrichtungen waren allerdings schon etwas in die Jahre gekommen und entsprechend ungemütlich. Der Strand war definitiv das Highlight des Platzes und bot eine schöne Aussicht auf die gegenüberliegende Insel, Malcolm Island, mit ihrem idyllischen Leuchtturm. In der Meeresstraße konnten wir Schweinswale, Seerobben, Seelöwen und Seeotter beobachten.
Von Cluxewe führte uns unser Weg, mit einem Übernachtungsstopp bei Woss Lake wieder zurück nach Campbell River. Erneut füllten wir unsere Vorräte auf, um anschließend zur Little Bear Bay aufzubrechen. Der Weg dorthin führte über eine mit knietiefen Schlaglöchern übersäte, kurvige und hügelige Forststraße, die teilweise nicht viel breiter war als Doris Aufbau. Für die 17 Kilometer benötigten wir mehr als eine Stunde, aber der Weg hat sich definitv mehr als gelohnt.
Der Platz gehört zu den unzähligen kostenlosen Campgrounds, die von der Provinz BC unterhalten werden. Hierfür darf man allerdings keinen Luxusplatz erwarten. Vielmehr bieten die Plätze, wenn überhaupt, nur rudimentäre Sanitäreinrichtungen in Form einer Pit Toilette, dazu noch Picknickbänke und Feuerstellen - mehr nicht. Dafür trumpfen alle Plätze mit einer gigantischen Aussicht, in einer unbeschreiblich schönen und naturbelassenen Umgebung auf. Wasser, Abwasser und Müllentsorgungsmöglichkeiten sucht man hier vergeblich. Das stört uns allerdings nicht sonderlich, haben wir mit Dori doch einen ausreichend großen Vorrat an Wasser mit dabei. Als wir nach der anstrengenden Fahrt über die ausgewaschenen Forstwege endlich an dem Platz ankamen, waren von den ca. 10 Plätzen, bereits gut die Hälfte belegt. Wir fuhren bis ans östliche Ende des Platzes und fanden hinter der Zufahrt zum Strand noch einen schönen abgelegenen Platz am Waldrand mit direktem Meerblick und richteten uns für die nächsten fünf Nächte ein. Der kommende Freitag war wieder ein Feiertag in Kanada. Dementsprechend erwarteten wir, das der Platz am Wochenende vollständig belegt sein würde. Trotzdem blieb der Platz direkt hinter uns lange leer. Zwar fuhren immer wieder einige Fahrzeug, auf der Suche nach einem Stellplatz an uns vorbei, drehten um und fuhren wieder zurück. Man muss dazu sagen, dass der hintere Platz etwas versteckt unter Bäumen lag. Vermutlich haben viele diesen Stellplatz einfach übersehen und haben einfach zu früh wieder kehrt gemacht. Irgendwann nahm doch eine Familie mit Kind den Platz in Beschlag und Jakob hatte endlich wieder eine Spielgefährtin. Diese war zwar ca. dreimal älter als er, aber das störte beide nicht wirklich.
Man spürte sehr deutlich, dass der Ort bei Einheimischen sehr beliebt war und auch ein bisschen als Geheimtip gilt. Wir trafen hier fast ausschließlich auf Einheimische aus der Umgebung, die fürs Wochenende hierher kamen um zu entspannen, fischen zu gehen und einfach nur eine schöne Zeit abseits des Alltages zu erleben. Umso erstaunter waren viele bei unserer Antwort auf die Frage woher wir kämen. Trotzdem waren alle, mit denen wir ins Gespräch kamen an unserer Geschichte interessiert und freuten sich spürbar ehrlich für uns. Was uns aber wirklich restlos von der Gastfreundschaft der Leute hier überzeugt hat ist der Umstand, dass wir - ohne Erwartung einer Gegenleistung - bereits mehrfach etwas geschenkt bekommen haben. Haben wir von einer Familie selbst gemachte Marmelade bekommen, wurden wir von anderen mit selbst gefangenem Lachs willkommen geheißen.
Die Lachssaison hatte gerade begonnen und die Lachse kamen in die Bucht geschwommen, um sich zu sammeln und danach den Creek hinauf zu schwimmen, um zu laichen. Das lockte natürlich auch die Einheimischen aufs Wasser und man konnte jeden Tag mehrere kleinere und größere Boote beobachten, die zum Fischen in die Bucht kamen. Auch auf dem Campground hatte jeder irgendeine Art Boot mit dabei, mit welchem dann auf Fischzug gegangen wurde. Peter, ein deutschsprechender Kanadier, war mit seinem Kanu in den frühen Morgenstunden unterwegs. Den einzigen Fisch, den er an diesem Tag gefangen hat, hat er uns geschenkt, weil er von unserer Art zu reisen so begeistert war. Danke Peter, der Lachs hat wunderbar geschmeckt.
Ein anderer war mit seinem Schlauchboot in der Bucht und hat gleich mehrere Lachse gefangen. Nachdem er diese seiner Frau anvertraut hatte, ist er nochmal mit seinem Sohn raus gefahren. In der Zwischenzeit hat seine Frau die Fische ausgenommen und filetiert. Leider verbieten die kanadischen Regularien, selbst gefangenen Fisch als Filets im Auto zu transportieren. Dieser muss immer als ganzer Fisch vorliegen um im Falle einer Kontrolle, Art und Größe feststellen zu können. Die Filets durfte er also nicht mit nach Hause nehmen und zum selbst verbrauchen waren es zu viele. Also bekamen wir auch noch direkt grillfertig vorbereitete, fangfrische Lachsfilets geschenkt. Zum erneuten Fischfang durfte ich dann mit aufs Meer. Von den dann gefangenen Fischen durften wir erneut mehrere behalten. Man sollte es nicht glauben, aber das war meine erste Erfahrung mit einer Angelrute.
Natürlich mussten die Tiere noch ausgenommen und verzehrfertig vorbereitet werden. Hab ich zwar schonmal gemacht, ist aber schon Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte her. Learning by doing würde ich mal sagen. Ich meine aber, dass ich das ganz gut hin bekommen habe. Jedenfalls leben wir noch und geschmeckt hat es auch.
Die Fischreste haben die Einheimischen einfach am Strand liegen gelassen oder ins flache Wasser geworfen. So konnten wir danach immer mal wieder Adler beobachten, die sich im Flug nährten, die Fischreste schnappten und sich im nächsten Baum niederließen um das Erbeutete zu verspeisen. Ganz hoch im Kurs standen dabei natürlich der Lachsrogen. Wir genossen die Tage an der Bucht, beobachteten die Kreuzfahrtschiffe auf ihrem Weg nach Vancouver, oder Victoria und konnten auch immer mal wieder Wale sehen, die gemächlich an unserer Bucht vorbei schwammen. Besonders Buckel- und Grauwale ließen sich hier des öfteren blicken und hören.
Nach ungefähr einer Woche verließen wir, etwas wehmütig, diesen schönen Platz und fuhren nach Campbell River. Hier hatte Dori ja noch einen Termin zum Ölwechsel. Die Nacht davor verbrachten wir auf einem kostenlosen Platz am Hafen. Die Angestellten der Werkstatt waren von Dori restlos begeistert und die Arbeiten waren schnell und professionell erledigt. Neben dem Ölwechsel fehlte uns auch noch ein kleines Ersatzteil an einem der vorderen Stabilisatoren, das wir wohl auf einem der holprigen Wege vorloren haben. Die Mitarbeiter der Werkstatt setzten alles daran, das entsprechende Teil aufzutreiben, besorgten gleich mehrere Teile und gaben uns diese kostenlos mit - Nur für den Fall. Alles in allem eine positive Erfahrung.
Nach dem Werkstattbesuch fuhren wir erneut an den Campground am Upper Campbell Reservoir. Hier verbrachten wir die letzten Tage auf Vancouver Island, bevor uns die Fähre wieder zurück aufs Festland bringen sollte. Dieses Mal konnten wir uns den letzten freien Stellplatz sichern. Ansonsten war der Platz wieder vollständig belegt. Hier verbrachten wir die Zeit mit spielen, schwimmen und relaxen. Das Wetter war uns wieder einmal wohl gesonnen und wir durften diesen tollen Platz bei schönstem Sonnenschein genießen.
Der Rückweg nach Nanaimo führte uns am Elk Falls Provincial Park vorbei. Hier wollten wir eine kleine, ca. zwei stündige Wanderung zu den Wasserfällen machen. Der Weg dorthin führt über eine wackelige Hängebrücke, von der aus man eine wunderbare Sicht auf die Elk Falls hat.
Nach einem kurzen Zwischenstop für eine Eispause, ging es für uns dann wieder zurück nach Nanaimo, wo wir noch einmal Abwasser entsorgten und dann auf dem Parkplatz vor dem Fährterminal auf unsere gebuchte Fähre am nachsten Morgen warteten. Damit endete für uns unser Besuch auf Vancouver Island. Insgesamt drei Wochen haben wir die Insel besucht und durften diesen schönen Flecken Erde erkunden. Wir haben uns dabei fast ausschließlich auf den Nordteil der Insel und deren Ostküste entlang der Straight of Georgia konzentriert. Den weitaus touristischeren Teil mit Victoria und den südwestlichen Küstenabschnitt haben wir bewusst ausgelassen. Zum einen ist es dort deutlich voller, touristischer und damit auch teuer, zum anderen ist man dort eher gezwungen einen der privaten Campingplätze anzusteuern und die überteuerten Standgebühren zu bezahlen, weil die Auswahl an freien Stellplätzen äußerst gering ist. Wir haben nicht das Gefühl irgendetwas verpasst zu haben, auch wenn wir bereits einige Komentare bekommen haben, die Gegenteiliges unterstellen.