Yukon

Yukon ab Whitehorse

Nachdem die beiden Abenteurer wieder wohlauf von ihrer Yukontour zurück in die Zivilisation gefunden hatten, setzten wir unseren Weg in Richtung Alaska fort. Wir wollten an Dawson City vorbei, entlang der Goldfelder und Schürfgründe, über den Top of the World Highway nach Alaska einreisen. Für die über 500 km von Whitehorse nach Dawson City, wollten wir uns zwei Tage Zeit nehmen. Unterwegs fanden wir einen idyllischen Übernachtungsplatz auf einer kleinen Landzunge, an einem See. Hier standen wir ca. 2km abseits der Straße, umgeben von Wasser, geschützt von kleinen Bäumen. Später am Abend nutzte eine einheimische Familie den Platz als Picknick- und Badeplatz. Jakob hatte endlich einmal einen gleichaltrigen Spielgefährten und war nur schwer davon zu überzeugen ins Bett zu gehen. Kurz vor 22:00 Uhr waren wir wieder alleine (von Milionen von Mosquitos einmal abgesehen) und genossen eine ruhige Nacht.
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Die Straße nach Dawson City ist von einigen längeren Abschnitten mit Baustellen und Gravelbelag geprägt, sonst aber sehr gut zu fahren. Auch sind uns auf der Strecke wieder Bären und Elche begegnet. Kurz vor Dawson City geht der Dampster Highway zum Polarmeer in Richtung Inuvik ab, der bei vielen Besuchern der Region ganz oben auf der To-Do Liste steht. Wir haben uns dagegen entschieden diese Strecke mit Jakob zu fahren. Die langen Fahrtage wollten wir ihm nicht zumuten. Dawson City ist eine Stadt, die vom Goldrausch im Klondike profitiert hat. Über den Yukon kamen damals Goldsucher in Scharen in die Stadt um ihr Glück zu finden. Sollte es einigen von ihnen gelungen sein, tatsächlich etwas Gold zu finden, bot Dawson City ihnen die Möglichkeit es auch gleich wieder auszugeben und z.B bei Gertie's in Hochprozentigen zu tauschen. Noch heute lebt die Stadt unter anderem von Minern und Goldschürfern, wobei der Tourismus heute einen bedeutenden Anteil der Einkünfte ausmacht. Trotzdem versucht die Stadt sich ihren Charme zu bewahren und erinnert mit ihren Holzhäusern, den mit Holz beplankten Gehwegen, und den staubigen Straßen an die "goldene Zeit"
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Nach dem obligatorischen Stadtrundgang, suchten wir uns unseren Schlafplatz für die Nacht. Ein Tip führte uns hinauf auf den sog. Midnight Dome, einem Aussichtspunkt über der Stadt, der seit den 1920er Jahren als Schau- und Festplatz zur Sommersonnenwende dient und mit seinem fast 360° Rundumblick zur Mitternachtssonne gerne besucht wird. Hier fanden wir einen kleinen geschützten Platz, etwas abseits der Zufahrtsstraße zum View Point. Der Verkehr auf der Straße hielt sich zum Glück in Grenzen und so hatten wir wieder einmal eine relativ ruhige Nacht und on Top noch eine grandiose Aussicht über die Stadt, den Yukon, den Klondike und die umgebenden Berge.
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Am nächsten Morgen machten wir uns (für unsere Verhältnisse) relativ früh auf den Weg wieder nach Dawson City. Hier verbindet eine Fähre die beiden Ufer des Yukon. Eine Brücke gibt es nicht, aber die Fähre fährt in den Sommermonaten rund um die Uhr und ist zudem noch kostenlos. Leider hatten wir kein Glück und mussten fast 3 Stunden warten, bis wir auf das Boot durften. Bei hohem Aufkommen werden PKWs und LKWs den Freizeitfahrern (und dazu zählen wir nunmal auch) immer vorgezogen. Schließlich durften aber auch wir übersetzen und starteten unsere Fahrt über die 100km lange Schotterpiste an die Grenze zu Alaska. Grundsätzlich muss man sagen, dass die Piste in relativ gutem Zustand ist und auch regelmäßig instandgesetzt wird. In den Wintermonaten wird diese Strecke geschlossen und auch nicht geräumt - ansonsten wäre der Zustand wohl deutlich schlechter. In unserem Fall hat es auf den ersten Kilometern recht stark geregnet. Dementsprechend schlammig wurde die Strecke. Unserer Dori hat der Schlamm allerdings nichts aus gemacht. Im Gegenteil, hatte Sie doch erheblichen Spass daran, sich mal so richtig einzusauen. Und der Fahrer hatte natürlich auch seine Freude daran durch den Schlamm zu fetzen. Als später die Sonne raus kam, der Schlamm trocken wurde und zu einer festen Schicht "gebacken" wurde, sah es von fern so aus, als hätte unsere Dori eine neue Lackierung erhalten.
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Die Fahrt über den Top of the World Highway ist bei guter Sicht spektakulär und der Name ist Programm. Hier kommt es einem wirklich so vor als sei man "ganz oben" unterwegs. Die Straße schlängelt sich durch die Berge, windet sich entlang der Bergflanken, führt über Pässe und Kämme, immer mit einer grandiosen Aussicht über die umliegenden, zunächst waldbewachsenen, später schroffen und tundraartigen Täler und Bergketten.
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Schließlich kam die abgelegene Grenzstation in Sicht. Diese liegt eigentlich sehr idyllisch auf einem Pass und schmiegt sich mitten im Nirgendwo an einen Bergkamm. Von der Straße aus sieht man den Grenzposten schon von Weitem. Die Grenzbeamten auf US-Seite waren äußerst freundlich und machten sich einen Spass daraus anhand unseres Kennzeichens zu erraten, aus welchem Land wir stammen. Ich wette allerdings, dass dies nicht das erste deutsche Nummernschild war, dass diese zu sehen bekommen haben. Die Frage nach Feuerholz bejahten wir natürlich wahrheitsgemäß mit der Folge, dass wir unseren gesamten Holzvorrat zurücklassen mussten. Ansonsten interessierten sich die Beamten herzlich wenig dafür, was wir sonst noch alles mit uns spazieren fuhren. Da unser vierter Sitz im Fahrerhaus von außen nicht sichtbar ist, fiel den Beamten auch zunächst nicht auf, dass vier, anstatt der vermuteten drei Personen im Fahrzeug waren. Erst bei Durchsicht der Pässe wurden wir verdutzt nach der Anzahl der im Fahrzeug befindlichen Personen gefragt. Wäre der Wille da gewesen, hätten wir meinen Bruder ohne Probleme einfach so mit rüber nehmen können. Jedenfalls war die Einreise für uns äußerst schnell erledigt und dauerte insgesamt keine fünf Minuten.
Direkt nach dem Grenzübertritt wechselte die Schotterpiste in eine kinderpopoglatte Asphaltstraße und wir fühlten uns schon nach den ersten Metern in den USA, wie man es klischeehaft kennt. Alle Sehenswürdigkeiten sind mit dem Auto erreichbar, Wanderwege sind rollstuhlgerecht und maximal 100 Meter lang. (Wie gesagt; dieser Eindruck ist eindeutig klischeebehaftet und meistens weit entfernt von der Realität - erst recht in Alaska) Und so erreichten wir das "Welcome to Alaska" Schild kurz hinter der Grenzstation auf nagelneuem Straßenbelag.

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