Memphis
Memphis ist nicht nur Elvis' Heimatstadt und die Hauptstadt des Rock n' Roll, sondern gilt auch als ein entscheidender Schauplatz der Menschenrechtsbewegung in den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Hier wurde Dr. Martin Luther King Jr. am 4. April 1968, auf dem Balkon vor seinem Zimmer des Lorraine Motel, von einem weißen Rassisten erschossen. Im Jahr 1991 wurde das Motel in das National Civil Rights Museum umgewandelt, welches das Schicksal der farbigen Bevölkerung in den USA seit den Anfängen der Sklaverei bis zu deren Befreiungskampf aus der Rassentrennung und der damit verbundenen Gleichstellung im sozialen, kulturellen und rechtlichen Bereich beleuchtet.
Das Museum führt dabei interaktiv und anhand vieler zeitgeschichtlicher Berichte und Zitaten durch die Epochen. Leider fehlen meiner Meinung nach einige generelle Erklärungen zu grundsätzlichen Ereignissen. Das Museum ist zwar in Sektionen aufgeteilt, aber der Übergang zwischen den Sektionen ist teils abrupt und ohne erkennbaren Zusammenhang. Trotzdem war der Besuch für uns interessant, für Jakob eher langweilig.
In direkter Nachbarschaft zum Museum fanden wir ein sehr gutes BBQ-Lokal, welches besonders für sein Pulled Pork berühmt sein soll. Natürlich probierten auch wir die einheimischen Spezialitäten und wurden wahrlich nicht enttäuscht.
Freie Stellplätze sind, wie in jeder Großstadt, auch in Memphis Mangelware, aber es gibt einige Unternehmen, die Übernachtungen auf ihren Parkplätzen dulden. Neben den weithin bekannten Ketten, wie Walmart und Cracker Barrel, erlauben das auch einige Bass Pro Shop Filialen. So auch die Filiale in Memphis, nur einige Gehminuten von der Innenstadt entfernt, direkt am Mississippi gelegen. Hier blieben wir zwei Nächte stehen um uns die Stadt anzuschauen und auch beim Outdoorausrüster einkaufen zu gehen. Gleichzeitig bieten die Bass Pro Läden auch eine Vielzahl an Aquarien und anderen kleineren Attraktionen, sodass man durchaus mehr Zeit in den Läden verbringt, als ursprünglich geplant. Das Konzept ist auch bei unserem Bsesuch voll aufgegangen und wir sind fast einen halben Tag durch die Gänge und Regale mit Jagd-, Angel- und Outdoorzubehör geschlendert.
Jakob hat eine Kinderangel bekommen, die natürlich gleich getestet werden musste. Mangels Wasser auf dem Parkplatz mussten Trockenübungen ausreichen, aber das tat dem Spass, den der kleine Mann dabei hatte, keinen Abbruch.
Memphis ist eine kulturell bunte und vielfältige Stadt, auch wenn man außerhalb der Innenstadt auch an weniger anschaulichen Ecken vorbei kommt. Musik begegnet einem hier an jeder Ecke. Bars, Kneipen und Kleinbühnen werben mit Livemusik und nicht selten wird natürlich Bezug auf den King of Rock n' Roll genommen. Aber auch der Jazz hatte hier seine Anfänge und einige der größten Jazz- und Blues-Musiker, hatten in Memphis mit ihrer Kunst begonnen.
Nach zwei Tagen verließen wir Memphis in Richtung Osten und verabschiedeten uns damit auch endgültig vom Mississippi und dem Südstaatenflair. Ein bisschen wehmütig waren wir dabei schon, haben wir doch die für uns weitestgehend unbekannte Kultur und auch die Landschaft zu schätzen gelernt. Aber wir sehnten uns nach kühleren Temperaturen in den Bergen. Bevor wir die erreichten, mussten wir aber Tennessee einmal von Westen nach Osten durchqueren. Das bedeutete für uns lange Fahrtage entlang der Highways. Übernachtungsplätze fanden wir auf kleinen Farmen oder auf ruhig gelegenen Parkplätzen in Wohngebieten in einiger Entfernung von der Schnellstraße.
Jakob hat besonders der Platz auf der kleinen Farm gefallen, Hier durfte er toben und unbeschwert spielen. Im weitläufigen Garten durfte er Brom- und Blaubeeren pflücken und natürlich beim Gießen helfen. Was gibt es schöneres für einen Dreijährigen, als mit einem Wasserschlauch durch den Garten zu flitzen?
Old Mill Camp
Nach drei langen Fahrtagen gönnten wir uns wieder eine Pause auf einem kleinen Campingplatz neben einem kleinen Statepark, der mit einem schönen Wasserfall und schattigen Naturpfaden zum Wandern einlädt. Hier wollten wir zum Fuß des Wasserfalls wandern, wobei der Weg mit mehreren Flussquerungen und steilen Passagen als anspruchsvoll gilt.
Leider hat uns alle am zweiten Tag eine heftige Erkältung erwischt und unsere Pläne komplett durcheinander gebracht.
Den Nationalfeiertag der USA wollten wir ursprünglich in Knoxville verbringen, uns die Parade ansehen und in die Feierlichkeiten mit eintauchen. Weil wir aber alle drei keine Lust und Energie hatten weiterzufahren, haben wir unseren Aufenthalt im Old Mill Camp spontan verlängert um uns erst mal wieder richtig auszukurieren. Damit ist auch die geplante Wanderung zum Fuße des Wasserfalls ausgefallen. Den Weg durch den Fluss, mit Jakob in der Kraxe auf dem Rücken, wollten wir uns in unserem angeschlagenen Zustand selbst nicht zumuten. Am Abend des vierten Juli ist Jakob beim Toben auf dem Bett dann doch noch etwas zu wild gewesen und hat sich zu allem Überfluss eine Platzwunde an der Stirn zugezogen. Zum Glück konnten wir die Wunde selbst versorgen und klammern, aber der kleine Mann hat jetzt eine bleibende Erinnerung an unsere Reise auf seiner Stirn.
Nach unserer Zeit am Old Mill Camp hieß es mal wieder Wäsche waschen, bevor wir weiter nach Knoxville fuhren. Hier übernachteten wir am örtlichen Walmart und füllten dabei gleich wieder unseren Kühlschrank auf, bevor es für uns in den Great Smokey Mountain Nationalpark weiter ging.
Smokey Mountain National Park
Im Great Smokey Mountains National Park wollten wir insgesamt sechs Nächte verbringen. Von Knoxville fuhren wir nach Süden in die Berge und über Townsend zum Eingang des Parks. Am Besucherzentrum machten wir Halt um uns über den Park und die Möglichkeiten zum Wandern zu informieren und außerdem eine Parkberechtigung zu erstehen.
Der Smokey Mountains National Park weist eine Besonderheit zu vielen anderen National Parks in den USA auf. Weil mehrere Verbindungsstraßen von Ost nach West und von Nord nach Süd durch den Park führen, ist der Eintritt und die Durchfahrt durch den gesamten Park frei. Will man sein Fahrzeug aber mehr als 15 Minuten auf einem der verfügbaren Parkplätze abstellen, benötigt man eine Tages-, Wochen-, oder Jahresparkberechtigung. Das gilt zwar ncht für die offiziellen Stellplätze auf den Campgrounds. Hier ist die Gebühr in der Übernachtungsgebühr enthalten. Trotzdem haben wir uns dazu entschieden die 15$ für ein Parkticket zu investieren. Die Fahrt zu unserem ersten Stellplatz führte durch dichten, grünen Wald, entlang eines klaren Gebirgsbaches, über eine kurvige, bergige und enge Passstraße.
Unseren Stellplatz erreichten wir nach ungefähr einer Stunde langsamer Fahrt durch die grüne Berglandschaft. Hier erwartete uns ein großzügiger Platz mit extra "Sandkasten" für Jakob und viel Schatten. Was bei den warmen Temperaturen für uns eine Wohltat war, stellte unsere Solaranlage vor ein kleines Problem. Ohne direkte Sonneneinstrahlung blieb uns von unseren 1,4 kW Nennleistung im besten Fall nur noch maximal 150W übrig. Das reicht natürlich bei weitem nicht aus, um unsere Batterien auch nur ansatzweise wieder voll zu bekommen. Gefriertruhe, Kühlschrank und Co. wollen schließlich mit Energie versorgt werden. Nun muss man sagen dass wir auf eine üppige Energiereserve von 660Ah bei 24V zurückgreifen können, sodass wir uns um Energie nun wirklich keine allzugroßen Sorgen machen mussten. Trotzdem merkten wir, wie die Reserven mit jedem Tag deutlich weniger wurden. Trotzdem genossen wir unser Zeit hier in vollen Zügen. Jakob fand eine Spielkameradin ein paar Stellplätze weiter. Gemeinsam machten die beiden die nähere Umgebung unsicher und gruben den für Zelte vorgesehenen Sandplatz einmal komplett um.
Wir wanderten durch die Wälder, Jakob badete im angrenzenden Bach, wir grillten Marshmellows und ließen die Seele in der Hängematte baumeln.
Nach drei schönen Tagen fuhren wir weiter zu unserem nächsten Stellplatz im Elkmont Campground. Unterwegs machten wir Rast an einem kleinen Fluss, um in der Sonne unsere Batterien von unserer Solaranlage wieder aufladen zu lassen. Jakob nutzte die Gelegenheit und durfte endlich einmal seine Angel im Wasser testen.
An unserem zweiten Stellplatz unternahmen wir mehrere Wanderungen und informierten uns unterwegs über die Siedler, die hier noch bis ins frühe 19. Jahrhundert lebten und unter harten Bedingungen arbeiteten. Noch heute kann man die Überreste der Wohnhäuser und Scheunen erkennen, auch wenn heute meist nicht mehr als der steinerne Schornstein aus den Baumwipfeln ragt. Auf unseren Wanderungen kamen wir an mehreren kleineren und größeren Wasserfällen vorbei, mussten mehrere kleinere Bäche überqueren und wurden am Ende mit tollen Ausblicken und Eindrücken belohnt. Jakob marschierte tapfer einen Großteil der Strecken mit, sodass er abens völlig fertig und müde ins Bett fiel.
Während wir in den Wäldern unterwegs waren, war wieder einmal das Bärenspray unser ständiger Begleiter. Hier in den Appalachen leben heute wieder große Schwarzbärenpopulationen. Alleine im Nationalpark leben um die 1200 Tiere. Die Chance auf einen Vertreter dieser Art zu treffen ist also gar nicht mal so gering. Uns blieb dieses Erlebnis leider (oder zum Glück) verwehrt, wir wurden uns allerdings wieder bewusst, dass wir nun erneut erhöhte Wachsamkeit walten lassen sollten.
Über Gatlinburg verließen wir den Nationalpark nach sechs Nächten wieder und trafen schließlich doch noch auf einen Bären, der am Straßenrand nach Kräutern und Beeren suchte.
In Pine Grove füllten wir noch einmal den leeren Kühlschrank auf und machten uns im nahegelegenen Shopping Outlet auf die Suche nach neuen T-Shirts. Über die Zeit haben unsere alten und häufig getragenen Shirts doch sehr gelitten und mussten ausgetauscht werden. Unseren Schlafplatz für diesen Abend fanden wir auf dem Parkplatz des örtlichen Cracker Barrel Restaurant, neben einer Tankstelle (mit sehr günstigem Diesel - 3,20$ pro Gallone also umgerechnet ca. 0.78€/l) und einem Supermarkt. Nach einer relativ ruhigen Nacht gab es im Restaurant für uns ein sehr reichhaltiges und erstaunlich gutes Frühstück.
Warriors Path State Park
Von Gatlinburg, am Rande des Smokey Mountains National Park wollten wir uns, dem Interstate 81 folgend, nach Norden in Richtung der großen Seen aufmachen. Zuvor jedoch war unser Plan im Warriors Path State Park Station zu machen und hier vier Nächte zu bleiben. Hier fanden wir einen schönen Platz direkt oberhalb des des Fort Patrick Henry Lake. Die Gegend um diesen See ist bekannt für seine Wanderwege, seine Mountainbikestrecken und -Trails. Besonders der Bereich um den See, mit seinen Picknicktischen an der Marina ist bei den Einheimischen sehr beliebt. Wir fallen mit unserem exotischen Fahrzeug dort natürlich auf wie ein bunter Hund und ziehen entsprechend viele Blicke auf uns. Wir sind das inzwischen gewohnt und beantworten die immer gleichen Fragen routiniert aber trotzdem noch gerne. Jakob machte indes den Spielplatz unsicher, der wirklich sehr schön, mitten im Wald neben einem kleinen Bach liegt. Natürlich lädt der Bach zum Planschen, Matsch buddeln und Dämme bauen ein. Jakob hatte seinen Spass und freute sich darüber, den ganzen Tag auf dem Spielplatz verbringen zu dürfen. Selbst das Abendessen hätte er bei all dem ausgelassenen Spieltrieb fast vergessen. Erst das Versprechen nach dem Essen Marshmellows zu grillen, lockte ihn schließlich vom Spielplatz weg hin zu unserem Camp.
Der Warriors Path State Park sollte die letzte Station auf unserer Reise durch Tennessee sein. Von hier aus führte uns unser Weg quer durch Virginia, West Virginia und Maryland nach Pennsylvania.
Roanoke
Nach einer Übernachtung in der Kleinstadt Radford, fuhren wir schließlich nach Roanoke weiter. Hier gibt es einen kleinen Zoo der hauptsächlich einheimische Tiere wie Adler, Schwarzbären, den äußerst seltenen Rotwolf, Waschbären, Eulen und verschiedene Reptilien beheimatet. Einige exotischere Vertreter der nicht heimischen Fauna sind der Schneeleopard, oder der rote Panda. Der Zoo ist wirklich schön auf dem Mill Mountain gelegen, inmitten des gleichnamigen städtischen Parks. Der Blue Ridge Mountain Parkway führt hier direkt vorbei und lädt zum Wandern und Erholen ein. Die Nacht verbrachten wir wieder einmal am örtlichen Walmart, der aber zu den ruhigsten auf unserer gesamten Reise gehörte. Mitten im Grünen gelegen, ohne Straßenlärm und sonstige Geräusche verbrachten wir hier eine mehr als angenehme Nacht, bevor es nur wenige Kilometer weiter mitten in die Innenstadt von Roanoke ging. Hier konnten wir vor einer kleinen Brauerei parken und zu Fuss ins Zentrum laufen. Wir wollten mit Jakob wieder ein Kindermuseum besuchen und das in Roanoke sollte angeblich sehr schön ausgestattet sein. Während das Kindermuseum in Winnipeg, das wir vor über einem Jahr besuchten, eher darauf ausgerichtet war, Kindern physikalische, biologische, technische und mathematische Zusammenhänge zu erklären und näher zu bringen, war das in Roanoke gänzlich anders aufgestellt. Hier konnten Kinder mit allen erdenklichen Spielsachen spielen und Spass haben. natürlich verfolgte man hier auch einen gewissen pädagogischen Ansatz, indem beispielsweise ein Bankschalter, eine Arztpraxis, ein Friseurladen eine Miniaturpizzeria und ein Supermarkt zum Spielen einladen, aber vordergründig wollte man Kindern hier einfach eine tolle Spielzeit bieten. Jakob fühlte sich natürlich gleich pudelwohl und erkundete alles ganz genau. Besonders der Baustellenbereich und der Feuerwehrbereich hatten es ihm angetan.
Genauso wie die Spielecke mit seinen Helden aus Paw Patrol. Nur mit viel Überzeugungsarbeit konnten wir ihn dazu bringen das Spielen mal sein zu lassen um eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken. Aber es war auch einfach zu spannend, alles auszuprobieren.
Der Weg zum Museum allerdings wurde durch Starkregen etwas erschwert und Steffen musste seine gesamten akrobatischen Fähigkeiten nutzen, um trockenen Fußes den Kinderwagen aus der Heckgarage zu kramen.
Fahrtage
Nach unserer Nacht an der Brauerei, folgten wir dem Interstate 81 weiter nach Nordosten. Nicht weit entfernt von Washington DC übernachteten wir auf dem Feld vor einer kleinen Farm mit eigener Brauerei, bevor wir am Tag darauf die Staaten West Virginia und einen kleinen Zipfel von Maryland durchquerten und schließlich Pennsylvania erreichten. Bei Harrisburg übernachteten wir auf dem Gelände eines Weingutes.
Bei einem Glas Wein und Live Musik ließen wir die Zeit bis dahin Revue passieren und bereiteten uns auf den nächsten Abschnitt unserer Reise vor. Von hier aus sollte uns unsere weitere Tour nach New York (den Staat, nicht die Stadt) und den Lake Ontario führen. Hier wollen wir uns dann wieder etwas mehr Zeit lassen und das Reisetempo drosseln. Von dort geht es dann wieder zurück nach Kanada. In Montreal erwarten wir wieder Besuch aus Deutschland, mit dem wir dann zusammen für zwei Wochen durch Quebèc reisen möchten.